Die herbstlichen Kollektivvertragsverhandlungen beginnen mit einem Generalangriff der „Arbeitgeber“seite auf die Beschäftigten. Die feinen Herren wollen sich mit den Gewerkschaftsspitzen überhaupt erst zu Verhandlungen treffen, wenn die Bundesregierung in der aktuellen Debatte um die sechste Urlaubswoche zur Gänze für die Kapitalseite Stellung bezieht. Die gesetzliche Umsetzung, die in den Regierungsrängen diskutiert wird, bedeutet im Kern, dass dir nach 25 Jahren Beschäftigung (und nicht wie bisher nach 25 Jahren im selben Betrieb) eine sechste Woche Urlaub zusteht. Durchschnittlich sind ÖsterreicherInnen 9,5 Jahre im selben Betrieb beschäftigt. Als „Abtausch“ dafür wird’s wahrscheinlich eine Arbeitszeitverlängerung bzw. eine Ausdehnung der bisherigen Arbeitszeitsregelungen geben. Unterm Strich also zuerst 25 Jahre noch deregulierter kaputt schuften, um dann zumindest ein bissl mehr Urlaub zu haben. Und obwohl das im Grunde sowieso wieder eine große Verarsche der Beschäftigten darstellt, geht das den Vertretern der Metallindustrie nicht weit genug.
Heute hat eine österreichweite Betriebsratskonferenz mit 2000 Anwesenden in Wien ein Ultimatum an die Unternehmerseite gestellt bis Freitag wieder an den Verhandlungstisch zurück zu kehren. Betriebsversammlungen sollen am 7.10. stattfinden.
Spätestens vor diesem Hintergrund gilt es daher, sich weniger um die zu Unrecht verklärte „Sozialpartner“schaft zu sorgen, sondern sich demgegenüber einzig den Interessen der Beschäftigten zu verpflichten. Obwohl die sogenannte Sozialpartnerschaft als institutionalisierter Klassenkompromiss nichts anderes als die vermeintliche Aussöhnung zwischen Schafen und Wölfen darstellt, gilt es diesen aktuellen Angriff des Kapitals mit aller Entschlossenheit zu bekämpfen.
Dazu bedarf es einer konsequenten Interessensvertretung: eine kämpferische Antwort auf den dreisten Frontalangriff der Unternehmervertreter tut Not.
Weg von der vorrangigen Froschperspektive der betriebswirtschaftlichen Profitlogik und des Mantras des sogenannten „internationalen Standortwettbewerbs“, hin zu einer neuen Primärverteilung über entsprechende Lohnabschlüsse und echte Arbeitszeitverkürzung statt Abtausch durch Freizeitoption.
Solches ist allerdings ohne konsequenten Kampf in Mobilisierung und Einbeziehung der Beschäftigten nicht durchzusetzen.
Nach Jahren besonders mauer KV-Abschlüsse im Land, des Stillstands bei der Arbeitszeitverkürzung und der immer dreisteren Offensive des Kapitals, stehen wir heute objektiv an einer gewerkschaftspolitischen Weggabelung.
Für die umgehende Einleitung von Kampfmaßnahmen und einen Kurswechsel!