Wer kennt das nicht? Man geht frühmorgens in die Schule und hat schon bevor die Schule überhaupt begonnen hat, Angst davor einen Test oder eine Schularbeit versauen zu können. Viele Schüler und Schülerinnen leiden unter diesem Leistungsdruck. Es ist das Prinzip der Leistung im Kapitalismus, das uns den Weg in die Schule zur Qual werden lässt.
Das Prinzip der Leistung macht auch bei Kindern in der Schule nicht halt. Wir bekommen schon in der Volkschule Noten für unsere Leistungen in unseren Fächern. Wir Schüler und Schülerinnen werden nach Zahlen klassifiziert und das solange bis wir denken, wir könnten nicht anders beurteilt werden, als in Zahlen. Diese Zahl hat weder Aussagekraft über Fähigkeiten, noch hilft sie dir, deine Schwächen zu korrigieren. So ist man, wenn man einen „Fünfer“ hat, sofort automatisch schlecht oder unbegabt in diesem Fach. Das System der „Leistungs“beurteilung in einem Fach variiert von Lehrpersonal zu Lehrpersonal, so kann es selbst beim selben Fach gravierende Schwankungen geben bei unterschiedlichen LehrerInnen.
Einer Zahl hinterherjagen
Du musst den psychischen Stress standhalten und bei der Schularbeit oder beim Test funktionieren, du musst einer Zahl hinterherjagen, die eigentlich keine Bedeutung hat, dir aber von den Handlangern dieses Systems eingeredet wird, dass sie entscheidet ob du dumm oder klug bist. Man wird von Anfang an vor jeder Schularbeit unter Druck gestellt, indem dir vor jeder Schularbeit gesagt wird, es ginge um deine Zukunft. Es wird anhand von Leistungsbeurteilungen in der Volksschule entschieden, ob du in ein Gymnasium gehörst, sprich gute Ausbildungsmöglichkeit bekommst oder in eine Hauptschule gehen musst, wo schon ziemlich sicher dein Leben als Mitglied der unteren sozialen Schicht vorgekennzeichnet ist. Es ist pervers zehnjährigen Kindern so einen Druck aufzuhalsen.
Konflikte werden heraufbeschworen
SchülerInnen, die nicht wie gewollt funktionieren, sprich durchfallen, schlechte Noten oder Depressionen durch so rigorose Beurteilungsschemen oder Drucksituationen bekommen, werden links liegengelassen, da sie für die spätere Leistungsgesellschaft in Arbeit und Privatleben unnütz sind.
Ebenso sind diese Leistungsbeurteilungen nicht fördernd für die Klassengemeinschaft, da dadurch auch ein gewisser Wettkampf entsteht, wer der Beste in der Klasse ist. Oder dass schlechte Schüler und Schülerinnen ausgelacht werden oder diskriminiert werden in Form von Mobbing. Manchmal kommt es sogar zu tätlichen Übergriffen innerhalb der SchülerInnengemeinschaft. Bei den sogenannten Experten wird dann immer nach mehr SchulpsychologInnen gerufen, dabei verschweigt jeder Experte, dass solche Probleme nicht von den SchülerInnen selbst kommen, sondern von dem Denken in Gut und Schlecht zu unterteilen, das durch die Noten in der Schule gefördert wird. So kommt es durch „Schubladen-Denken“ zu Auseinandersetzungen in der Klasse. An der einen Front stehen die „Streber“, an der anderen die „Klassenclowns“ oder „Looser“.
Viele SchülerInnen leiden unter diesem Druck, funktionieren zu müssen. Statistiken besagen, dass mittlerweile schon jede/r dritte SchülerIn unter psychosomatischen Begleiterscheinungen durch Stress – wie Rückenschmerzen, Migräne oder im schlimmsten Fall sogar Depressionen – leiden. Der Grund dafür sind aber nicht nur der Notenstress sondern das Leistungsprinzip des Kapitalismus, das unsere ganze Gesellschaft erkranken lässt. Davor sind sogar Bildungsstätten wie die Schule nicht gefeit. Eigentlich sollte Schule ein Ort der Bildung sein, wo jede individuelle Fähigkeit bestmöglich gefördert und auch gefordert werden kann, aber so wie es jetzt ist, wird jedwede Individualität missachtet, so dass jede Person eine Note ist und sich dem Prinzip unterordnen muss.
Leistung abliefern, Mund halten
Das Prinzip funktioniert so, dass man möglichst bald auf das „Leben“ nach der Schule vorbereitet werden soll, sprich ein mundtoter Mensch sein, der sich nie beschwert sondern immer brav seine Leistung abliefert. Man soll sich diesem Leistungsprinzip des Kapitalismus schon in der Schule unterwerfen und nicht infrage stellen, damit man später in der Arbeit auch möglichst produktiv und effizient arbeitet und sich nicht die Frage stellt, ob es denn ein besseres Prinzip oder System gäbe. In unserer Gesellschaft muss der Mensch funktionieren als Rädchen des kapitalistischen Uhrwerks und wenn ein Rädchen nicht mehr funktioniert, braucht die Wirtschaft keine Angst zu haben, denn es werden neue Rädchen in der Schule ausgebildet, die die Uhr wieder zum Laufen bringen werden.
Doch was sind die Alternativen dazu? Die erste Veränderung müsste sein, dass Noten in der Volkschule abgeschafft gehören. Kinder in diesem Alter sollten gefördert werden, indem man ihnen ein sehr detailliertes mündliches und schriftliches Feedback gibt, anstelle von Noten. Denn ein Kind mit der Hilfe von den Eltern kann sicher an seinen Schwächen besser arbeiten, wenn es auch weiß, wo seine Schwächen liegen und nicht nur mit einer Note benotet wird.
Weiters muss die Zweigleisigkeit unseres Schulsystems abgeschafft werden, denn die Hauptschule ist meistens nur der Melting Pot jener Kinder, die man im Gymnasium nicht haben will. Es muss eine Gesamtschule für alle 10- bis 15-jährigen geben. Bei der sollte es zwar Noten geben, aber ebenso ein mündliches sowie ein schriftliches Feedback. Doch dieses Notensystem funktioniert anders. Es gibt Fächer nur in Modulen, die man sich selber zusammenstellen kann. Wo die Hauptfächer Pflicht sind und man die Nebenmodule selber wählen kann. Sich also seinen Fächerplan selber zusammenstellen kann, wo man natürlich ein gewisses Stundenkontingent erreichen muss. Wenn man ein Modul negativ am Ende des Jahres absolviert hat, bleibt man nicht sitzen, wie im jetzigen System, sondern absolviert im darauf folgenden Schuljahr einen Hilfekurs, der über ein Semester läuft und helfen soll, Schwächen aus dem letzten Jahr aufzuholen. Ganz nach dem Zitat von Marx: „Jede/r nach seinen/ihren Fähigkeiten, jeder/m nach seinen/ihren Bedürfnissen!