„Bund, Länder und Gemeinden bekennen sich zur tatsächlichen Gleichstellung von Mann und Frau. Maßnahmen zur Förderung der faktischen Gleichstellung von Frauen und Männern, insbesondere durch Beseitigung tatsächlich bestehender Ungleichheiten, sind zulässig.“ heißt es in Artikel 7 § 2 des Bundesverfassungsgesetzes. Zusätzlich gibt es noch einige andere Gesetze, wie das Bundesgesetz über die Gleichbehandlung, das die Gleichbehandlung von Mann und Frau im Arbeitsleben betrifft. Auf internationaler Ebene gibt es etwa den Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte und den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte (UNO-Pakt I & II) oder die Europäische Menschenrechtskonvention. Doch mit dem Beschluss dieses oder jenes Gesetzes allein ist es nicht getan. Die Befreiung der Frau passiert nicht per Bescheid. So sind das alles Papiere, die der Ungleichbehandlung der Geschlechter entgegenwirken sollen. Die Betonung liegt hier auf „sollen“, denn am Ziel ist man in dieser Gesellschaft noch lange nicht angelangt. Geschweige denn, dass man es überhaupt sehen könnte.
Alltag in Österreich¹
Frauen werden in der kapitalistischen Gesellschaft in vielerlei Hinsicht diskriminiert. In Österreich verdienen sie über 25 Prozent weniger als Männer. Schlimmer ist es in der EU nur in der Slowakei und in Estland.
Fraueneinkommen steigen langsamer, der Lebensstandard von Frauen und Mädchen in Österreich liegt weit unter jenem der Männer. Bei Migrantinnen ist es besonders krass, da hier gleich mehrere Faktoren auf einmal wirken. Sie verdienen sogar noch um ein Drittel weniger als Österreicherinnen.
Aber nicht nur die wirtschaftliche Benachteiligung wiegt schwer. Frauen sind mindestens ebenso stark konservativen Rollenbildern und Klischees ausgesetzt. Das angeblich „schwache Geschlecht“ ist überall, in der Schule, im Betrieb und auf der Uni diesen Vorurteilen ausgeliefert. Das (und damit verbundene Schranken und Verhaltensweisen) nennt man Sexismus (siehe Artikel zu Sexismus und Medien). Es ist besonders wichtig, gerade im eigenen Lebensumfeld Sexismus zu bekämpfen.
Denn auch im ganz normalen Alltag stößt man auf Sexismen: sie sind untrennbarer Teil dieser Gesellschaft.
Nicht nur für Frauen, auch für Männer ist es unerlässlich, den täglichen Sexismus ständig aufzuzeigen. Wer mit offenen Augen und Ohren durchs Leben geht, wird unweigerlich mit Frauenunterdrückung konfrontiert. Es kommt darauf an, wie man damit umgeht. Dazu gehört auch, das eigene Verhalten zu reflektieren. Sei es nun geschlechtergerechte Sprache zu benutzen, andere Menschen darauf hinzuweisen, dass sexistische Witze alles andere als lustig sind und generell genauer hinzuschauen, wie abwertend manche mit Frauen umgehen. „Dumme“ Blondinen, „typische“ Zicken, die Frau, die nicht einparken kann – das sind alles Klischees, denen wir immer wieder begegnen. Denen es stärker entegegenzutreten gilt. Das alles zeigt, welche Stellung der Frau in unserer Gesellschaft zugeschrieben wird. Die Frauenbefreiung ist nicht nur eine juristische Frage, sondern eine soziale. Die Zustände sind so nicht tragbar. Doch wie sind sie zu ändern?
Frauenbefreiung – Kampf für Reformen?
Die Frauenbewegung, das heißt der vereinte Kampf der Frauen für ihre Rechte und gegen Diskriminierung, hat Tradition. Ihr ist es zu verdanken, dass erste Reformen erkämpft wurden, die die Lebenssituation von Frauen im 20. Jahrhundert verbessert haben. Doch sind wir immer noch meilenweit von tatsächlicher Gleichberechtigung entfernt. Woran liegt das? Lässt sich die Gleichberechtigung denn nicht herbei-reformieren? Offensichtlich nicht.
Denn jede Reform führt nur zu punktuellen Verbesserungen der Lebensumstände der Frau. Sie müssen hart erkämpft und natürlich unter allen Umständen verteidigt werden. Doch schneller als man schauen kann, sind diese Reformen auch schon wieder Geschichte. Es wird mit zwielichtigen Argumenten die Arbeitszeit „flexibilisiert“ oder „positive Anreize“, vor allem von den rechten Parteien FPÖ/BZÖ/ÖVP geschaffen. Frauen sollen sich demnach hinter den Herd stellen und um die Kinder kümmern, ja auf den Mann horchen und keine eigene Meinung haben. Am besten sollten sie nur zum Kochen, Putzen, Waschen und für Sex aus dem Keller kommen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sogar die Amstettener FP-Stadträtin Brigitte Kashofer gegen ein Frauenhaus wetterte, weil dieses die Ehe kaputt mache. So wird Frauen die Macht über das eigene Leben nach und nach ganz abgenommen.
Doch um den Sexismus, wie er in unserer kapitalistischen Gesellschaft auftritt, wirkungsvoll bekämpfen zu können, müssen wir die Ursachen und vor allem den Zweck erkennen. Denn anstatt nur an der Oberfläche zu kratzen, wie das der bürgerliche Feminismus oft tut, gilt es, die Unterdrückung der Frau als strukturelles Problem zu begreifen.
Frauenbefreiung – Kampf für die Revolution!
Wir haben bereits festegestellt: Sexismus ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt. Wir sind alle ein Teil dieser Gesellschaft, darum sind wir alle auch nicht vor sexistischen Einflüssen gefeit. Und es gibt ihn schon lange. Sexismus diente schon immer dazu, die Masse der Menschen zu spalten,die Geschlechter gegeneinander auszuspielen, in kleine Gruppen zu teilen und damit unter Kontrolle zu halten. Wer die Frau an der kurzen Leine hält, kann dies genauso mit dem Mann anstellen. So ist der Kampf um die Befreiung der Frau gleichzeitig ein Kampf für eine andere Gesellschaft, ohne Leinen und Ketten.
Obwohl Frauen durch Arbeit eine gewisse ökonomische Unabhängigkeit erreichen können, sind sie von der doppelten Ausbeutung betroffen: denn einerseits ist es meist die Frau, welche die Hausarbeit erledigt (siehe Artikel zur Doppelbelastung).
Gleichzeitig wird sie allein wegen ihres Geschlechts schlechter bezahlt, am Arbeitsplatz also sowohl als Arbeiterin als auch als Frau ausgebeutet. Das heißt, es reicht nicht, hier und da an Schräubchen zu drehen um diese oder jene Verbesserung für die Lage der Frauen zu erreichen. Das gesamte System der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen muss in Frage gestellt werden. Die Frage der Befreiung der Frau ist somit nichts für sich allein Stehendes, sondern Teil der sozialen Frage. Die Befreiung der Frau geht Hand in Hand mit dem Kampf für eine Gesellschaft, die frei ist von Ausbeutung und Unterdrückung. Und so eine Gesellschaft ist auch im Interesse des Mannes. Die vollständige Befreiung der Frau können wir also nur gemeinsam erreichen – durch eine Revolution, durch den Sozialismus.
1, Alle Daten aus dem Frauenbericht 2010