Sonne, Palmen, Sozialismus. Was fällt jemandem da als erstes ein? Kuba natürlich! Die nur 140 km von den USA entfernte Insel ist DAS sozialistische Paradebeispiel. Für kommunistische Organisationen aus der ganzen Welt ist daher die Teilnahme an Solidaritätsbrigaden äußerst wichtig. Die KJÖ war dieses Jahr mit zwei Delegierten an der europäischen Jose Martí Brigade beteiligt. Die Brigaden bieten die Möglichkeit, Leute aus der ganzen Welt kennen zu lernen und sich mit dem sozialistischen Alltag vertraut zu machen. Aus 19 verschiedenen Ländern trafen sich dieses Jahr ca. 150 BrigadistInnen, um ihre Solidarität mit Kuba zum Ausdruck zu bringen. Die Brigaden, welche vom ICAP, dem kubanischen Institut für Völkerfreundschaft, organisiert werden, stehen ganz im Zeichen des kubanischen Internationalismus.

Tradition

José Martí gilt als Symbol des kubanischen Widerstandes gegen den Kolonialismus. Er hatte schon im späten 19. Jahrhundert erkannt, dass die koloniale Unabhängigkeit von Spanien nur dann einen Sinn macht, wenn man sich danach nicht automatisch in eine Yankee-Kolonie verwandelt. Er war ein großer Gegner der sozialen Ungerechtigkeit als Folge des Imperialismus und trat für ein unabhängiges Lateinamerika ein. Er starb 1895 im Kampf gegen die spanischen Kolonialherren. Um an diese antikolonialistische Tradition zu erinnern, ist die Ausrichtung der PCC, der Kubanischen Kommunistischen Partei, „martianisch und marxistisch-leninistisch“.

Regen

Wir waren im Camp Julio Antonio Mella (CIJAM) untergebracht. Das wichtigste Element der Solidaritätsbrigade aber, die freiwillige Arbeit, sollte in der ersten Woche zu kurz kommen. Das Wetter war übel, machte der Jahreszeit (in Kuba ist von Mai bis Oktober Regenzeit) alle Ehre, und bescherte der Brigade die gesamte erste Woche lang Regen. So kam es nur zu einem kurzen Arbeitseinsatz in den Maniokfeldern. Trotzdem war die erste Woche geprägt von sehr interessanten politischen Inputs, wie einem Referat von Chés Tochter Aleida, Veranstaltung über Martís antiimperialistisches Gedankengut, sowie einem Vortrag über die kubanische Wirtschaft. Außerdem ein Highlight: die Fahrt in die Hauptstadt Havanna, mit Besichtigung des Platzes der Revolution, sowie Freizeit in der Stadt. Es wurden viele Filme gezeigt und andere politische Veranstaltungen fanden ebenfalls statt, aber die alle aufzuzählen würde den Rahmen des Blattes übersteigen.

Subottnik

In der zweiten Woche dann ging es los mit den Arbeitseinsätzen. Die BrigadistInnen wurden in verschiedene Gruppen eingeteilt, die unterscheidliche Aufgaben zu erledigen hatten. Großteils bestand die Arbeit darin, auf Maniok-, bzw. Guavenplantagen Unkraut zu jäten. Bei der Arbeit und in der Nacht bei den Fiestas bestand die beste Möglichkeit mit KubanerInnen, aber auch mit Genossen aus dem Rest Europas in Kontakt zu treten. Die freiwillige Arbeit, nach dem Vorbild Ché Guevaras, war für mich persönlich mit das Inspirierendste an der Brigade. Freiwillige Arbeit ist übrigens eine Verpflichtung für jedes Mitglied unserer Kubanischen Schwesterorganisation, der UJC. Die Möglichkeit mit dieser in Kontakt zu treten nutzten wir aus um mehr über ihre Arbeit zu erfahren. So ist das Zentralorgan der UJC, die Juventud Rebelde, eine der beliebtesten kubanischen Tageszeitungen. Eine symbolische Geschenkübergabe der KJÖ an die UJC gab es im Zuge einer der interessantesten Veranstaltungen der Brigade, als Vertreter der verschiedenen Massenorganisationen eine Konferenz hielten. Vertreter der Pionierorganisation, der Frauenorganisation, des Gewerkschaftsverbandes und eben der UJC hielten einen sehr interessanten Vortrag.

Kubanischer Luxus

Nach demr Arbeitszeit begann das Programm in der Provinz Cienfuegos. Dafür musste man am Samstag um 5 Uhr früh aufstehen, da dann die lange Reise dorthin begann. Vom Flachen Teil der Insel in der Provinz Havanna kamen wir in den Bereich der Sierra de Escambray. Neben Nachtfaltern gewaltigen Ausmaßes gab es dort auch viele andere Sachen zu sehen. Z.B. ein kubanisches Krankenhauses. Wir erfuhren, dass in Kuba jedes Patientenzimmer gleich aufgebaut ist mit Doppelzimmer, eigenem Bad und WC, sowie Wasserspender und Fernseher. Ein Luxus, den es in Österreich nur für privat versicherte Patienten gibt.

Überall Revolution

Eine weitere sehr schöne Veranstaltung war außerdem das Treffen mit den „Cederistas“. Die Cederistas, das sind die „Komitees zur Verteidigung der Revolution“ (CDR). In diesen Komitees sind fast 90%(!) der kubanischen Bevölkerung organisiert. Die CDRs haben ein weit gefächertes Aufgabenfeld. Gegründet wurden sie 1960 um Kuba gegen die, auch heute noch zahlreichen, Terrorakte aus den USA zu verteidigen. Heute ist das auch eine ihrer Tätigkeiten, allerdings haben sich die Aufgaben mitunter verändert. Sie reichen von politischen Diskussionen von Gesetzesvorschlägen bis zur Organisation von Straßenfesten. Bei einem solchen waren wir eingeladen. Der Wahlspruch der Organisation lautet nicht zu Unrecht: „In jedem Stadtviertel Revolution!“
Nicht zuletzt muss hinzugefügt werden, dass wir hier auch drei Mal ans Meer gingen und uns am warmen Karibischen Meer erfreuen durften.
Am Tag unserer Abreise aus Cienfuegos wieder zurück ins CIJAM schauten wir in der „Heldenhaften Stadt“, in Santa Clara, vorbei. Sie heißt so, weil ihre Einnahme durch Ché am 29.12.1958 den Revolutionären den Sieg ebnete. Wir besuchten das Mausoleum und das Museum von Ché Guevara, sowie das Museum des gepanzerten Zuges.

Europäische Nacht

Zurück in der Provinz Havanna besuchten wir am nächsten Tag die Krebsheilungsanstalt für die Tschernobyl-Kinder. Diese Heilungsanstalt hat sogar einen eigenen Meerzugang den wir am Nachmittag auch nutzten. Am Abend gab es dann eine schöne kulturelle Veranstaltung: die „Europäische Nacht“. Hier konnte jede Delegation eine kleine Show darbieten. So spielte die deutsche Delegation eine Szene aus der Dreigroschenoper, die griechischen Genossen machten Souvlaki, die türkischen Genossen spielten uns ein altes Volkslied vor und der irische Delegierte sang das antiimperialistische „Brit Troops out“. Der Schlussakt lag an der KJÖ. So entschlossen wir uns, auf der Bühne gemeinsam mit allen anderen zusammen die Internationale zu singen, was ein schöner Abschluss war.
Eine Solidaritätsbrigade in Kuba ist wohl die Königsdisziplin des kommunistischen Internationalismus. Nichts kann jemanden besser zum Nachdenken bringen, wie eine sozialistische Gesellschaft auszusehen hat, als kurz ein Teil von ihr zu sein. In Kuba steht das Volk hinter dem Sozialismus wie nirgendwo sonst. 52 Jahre trotzt man nun schon der größten Militärmacht der Erde. Und der Trotz wird bleiben. Dieses Volk lässt sich nie wieder zu einem Spielball der Interessen des Imperialismus machen. Venceremos! Socialismo o Muerte!