Flammende Reden, entschlossene Zukunftspläne, bewegende Momente, internationale Solidarität, bengalische Fackeln und ein Albtraum für die Reichen.
Unter dem Motto „Widerstand organisieren, Gegenmacht aufbauen“ fand am Wochenende vom 24. bis 26. Februar der gemeinsame 15. Bundekongress von KJÖ und KSV in Wien statt. Dazu durften wir auch internationale Gäste aus Kuba, Griechenland, Israel, Deutschland und der Schweiz begrüßen, die den Delegierten bei einer Podiumsdiskussion Freitagabend von den Klassenkämpfen in ihren Ländern berichteten, die Notwendigkeit einer noch stärkeren internationalen Zusammenarbeit betonten und ihre Freude über Entwicklung von KJÖ & KSV in den vergangenen Jahren zum Ausdruck brachten.
In der Eröffnungsrede des Kongresses am Samstag wurden der Kapitalismus und seine Auswirkungen scharf angeprangert: In Österreich leben eine Million Menschen an oder unter der Armutsgrenze, 313.000 Menschen können im siebtreichsten Land der Welt ihre Wohnung im Winter nicht ausreichend heizen. Gleichzeitig werden die Kosten der kapitalistischen Krise auf die Jugend, die ArbeiterInnenklasse und die armen Bevölkerungsschichten abgewälzt. Lehrlinge und junge ArbeiterInnen sind davon am stärksten betroffen, unbezahlte Überstunden oder stark gestiegener Arbeitsdruck sind für viele täglich erfahrbare Resultate des verschärften Klassenkampfs von oben. Aber auch SchülerInnen und Studierende haben mit der bildungspolitischen Kaputtspar-Politik, drückender finanzieller Situation, desolaten Einrichtungen sowie überfüllten Hörsälen und Klassenzimmern zu kämpfen. Zu all den genannten Punkten kommt hinzu, dass nicht-existenzsichernde Arbeits- und Lebensbedingungen immer weiter um sich greifen. Der Jugend droht das Schicksal einer „Generation Praktikum“, die sich schlecht oder gar nicht bezahlt von Job zu Job hanteln und dabei auf sämtliche sozialen Rechte verzichten muss.
Einem Spruch von Bertolt Brecht folgend, nämlich „Dass du untergehst, wenn du dich nicht wehrst, das wirst du doch einsehen“, ist es unser erklärtes Ziel, breiten Widerstand in Betrieben, Schulen und Universitäten sowie auf der Straße zu organisieren und auch dafür zu sorgen, dass in der Frage um die künftige Einhebung von Studiengebühren noch nicht das letzte Wort gesprochen ist! Um Kräfte für diese und viele andere Auseinandersetzungen zu bündeln, wird die intensive Zusammenarbeit von Kommunistischer Jugend und Kommunistischem StudentInnenverband weiter vertieft und erhielt mit dem Bundeskongress einen neuen organisatorischen Rahmen in Form eines gemeinsamen Dachverbandes.
Ihre Solidarität mit unseren Anliegen betonten neben den Delegierten unserer internationalen Schwesterorganisationen auch Otto Bruckner, Vorsitzender der Kommunistischen Initiative und Wiener Arbeiterkammer-Rat, die KPÖ Steiermark, der kubanische Botschafter Juan Carlos Marsan Aguilera, die Österreichisch-Kubanische Gesellschaft sowie der KZ-Verband / Verband der AntifaschistInnen Oberösterreich. Zudem erreichten uns Grußbotschaften aus allen Teilen der Welt, unter anderem unserer Schwesterorganisationen aus Venezuela, Russland, Senegal oder Pakistan.
Da Widerstand gegen Sozialraub und Bildungsabbau nicht nur entschlossenes Handeln, sondern auch klare Strategien braucht, wurde von den Delegierten auch das Zukunftsprogramm von KJÖ & KSV unter dem Titel „Was tun? Was tun!“ mit überwältigender Mehrheit beschlossen. Dieses soll nicht nur eine klare Analyse des österreichischen Kapitalismus, des weltweiten Imperialismus und der Lebensbedingungen der Jugend liefern, sondern auch Wegweiserin in den sozialen Kämpfen sein und der weit verbreiteten Ohnmacht und Ratlosigkeit entgegenwirken. In den kommenden Wochen wird dieses 15-seitige Programm in einer Auflage von mehreren tausend Stück erscheinen. Unsere Vorschläge und Strategien wollen wir so mit jungen ArbeiterInnen, SchülerInnen und StudentInnen sowie AktivistInnen der linken, antifaschistischen, Umwelt-, Friedens- und Antirepressionsbewegung diskutieren. Neben dem Zukunftsprogramm wurde auch eine Handlungsorientierung für die Jahre 2012 bis 2014 angenommen, die die Arbeit und den Weg von KJÖ & KSV in den kommenden Jahren vorzeichnen soll. Die Schwerpunkte liegen dabei im Bereich der konsequenten Interessensvertretung in Schule, Universität und Betrieb.
Dass wir dabei erste Erfolge verzeichnen können, spiegelte sich auch in der Zusammensetzung der Delegierten, von denen mehr als ein Drittel junge ArbeiterInnen waren, sowie der neu gewählten Bundesleitung wieder. Noch nie in der jüngeren Geschichte gehörten der Leitung der kommunistischen Jugendverbände in Österreich so viele gewählte MandatarInnen gewerkschaftlicher und betrieblicher Gremien sowie der SchülerInnen- und Studierendenvertretung an. Erneut zum Vorsitzenden wurde Robert Krotzer mit 96 Prozent gewählt, mit demselben Ergebnis wurde David Lang als stellvertretenden Vorsitzender wiedergewählt. Die Leitung aller drei zentralen Arbeitsgruppen (SchülerInnen, JungarbeiterInnen, Frauen) ist erstmals in der Hand von drei Genossinnen.
Aktionistischer Höhepunkt des Wochenendes war ein Flashmob vor dem Hotel Sacher. Unter dem Titel „Sacher’s Nightmare – Den Reichen schlechte Träume bereiten“ fanden sich in den frühen Abendstunden zahlreiche AktivistInnen vor dem Luxushotel mit Zimmerpreisen bis 4.500 Euro pro Nacht (!) ein, entzündeten Leuchtkörper und skandierten antikapitalistische Parolen. Die Betriebsrätin und neu gewählte Leiterin der AG JungarbeiterInnen Belinda Zangerl gewann mit ihrer kämpferischen Rede die Sympathien zahlreicher PassantInnen, die viel Beifall spendeten. Für das anschließende kulturelle Tüpfelchen auf dem i sorgte der Musiker Gigs Buchinger, der mit seinen ArbeiterInnen- und Freiheitsliedern begeisterte.
Der 15. Bundeskongress endete am Sonntag mit der Annahme von Resolutionen, die die Solidarität mit dem sozialistischen Kuba und dem Widerstand der griechischen ArbeiterInnenbewegung betonten, und dem gemeinsamen Singen der Internationale.
Wir kämpfen gegen Kapitalismus, Faschismus und Krieg!
Für Frieden, Demokratie und Sozialismus!