Durchschnittlich verdienen Frauen um ein Viertel weniger als Männer. Das heißt, dass wir ab Anfang Oktober „gratis“ arbeiten. Unterschiedlich viel Geld für gleiche Arbeit ist dabei eine von mehreren Ursachen.
Gravierend – vor allem für kleine Einkommen – wirkt sich auch aus, dass sogenannte „frauentypische Berufe“ deutlich schlechter bezahlt sind. Das fängt schon bei der Lehre an, wo beispielsweise eine Floristin mit 336 Euro netto Entschädigung ihr erstes Lehrjahr durchstehen muss, während es beim Metaller-Lehrling mit 463 Euro zwar immer noch deutlich zu wenig, aber immerhin um über 100 Euro monatlich mehr sind.
Diese ungleiche Bezahlung setzt sich dann auch später fort: Berufsgruppen, in denen deutlich mehr Frauen vertreten sind (Einzelhandel, Pfl ege, Kinderbetreuung…) sind spürbar schlechter bezahlt, ohne dass es sich um irgendwie „einfache“ Berufe handelt. Hinzu kommt, dass fast die Hälfte aller Frauen (44,5 %) Teilzeit arbeitet, während es bei Männern nur ein Viertel ist. Die Folge: Deutlich geringerer Verdienst, weniger Aufstiegschancen, Überstunden werden nicht dementsprechend bezahlt, letztlich weniger Pension.
Typisches Frauenbild setzt sich fort
Aus all dem ergibt sich jedoch noch nicht die gesamte „Lohnschere“. Selbst bei gleicher Ausbildung und gleichem Beruf sind die durchschnittlichen Stundenlöhnen von uns Frauen deutlich geringer (siehe Grafi k). In Familien mit Kindern führt das oft zu Situationen, in denen die Führung des Haushaltes und Betreuung der Kinder „automatisch“ der Frau zufällt, einfach weil der Ausfall des Mannes vom
Beruf „teurer“ käme.
Ziemlich ungerecht und eigentlich durch nichts zu begründen, die Situation, aber was tun? Damit wir Frauen trotz harter Arbeit nicht weiterhin deutlich schlechter abschneiden, genügt es sicher nicht, dass in den Vorstandsetagen „Lohngerechtigkeit“ einzieht. Auch eine „Frau Chefi n“ ändert nichts daran, dass manche der verantwortungsvollsten, anstrengendsten Jobs so mies bezahlt sind.
Wer nur fordert, junge Frauen sollten sich eben auch für andere Berufe interessieren („Mädchen in die Technik!“), ändert absolut nichts am Grundproblem. Nicht die Tatsache, dass es Menschen gibt, die FrisörIn, Krankenschwester oder KassierIn werden wollen ist das Problem, sondern die miese Bezahlung. Und die ändert sich nun mal nicht von alleine, sondern dafür muss gekämpft werden.
Oft wird auch so getan, also könnten Kurse etwa für „Selbstbewusstes Auftreten bei Gehaltsverhandlungen“ etwas daran ändern, dass gleiche Arbeit ungleich bezahlt wird. Dabei ist gerade die Denkweise, dass sich jedeR selbst den Lohn erstreiten soll, vor allem für die Chefs interessant und führt erst recht zu völlig ungleicher Bezahlung. Wenn auch du zu wenig Geld für deine harte Arbeit bekommst, ist das kein Einzelschicksal, sondern ein kleiner Ausschnitt einer großen Ungerechtigkeit, die uns alle betrifft. Und gemeinsame Probleme löst man auch gemeinsam am besten.