Von Mutterkreuzen, Skin-Girls und „MenschInnen“
Die Situation der Frauen ist stets ein Gradmesser für den sozialen Fortschritt einer Gesellschaft. Der Faschismus bedeutet freilich nicht Fortschritt, sondern ein brutales Zurückdrehen am Rad der Geschichte – auch im Hinblick auf die Stellung der Frau.
Frauen im Nazi-Faschismus
Die nazistische Ideologie sah für Frauen die Rolle als Hausfrau, Mutter und „Gefolgschaft“ des Mannes vor. Darauf wurden Mädchen bereits in der Schule gedrillt, der Unterricht umfasste Säuglings- und Krankenpfl ege sowie Hausarbeit. Mädchengymnasien wurden im Jahr 1938 abgeschafft, an den Universitäten durften nur mehr 10 Prozent der Studierenden weiblich sein.
Die Ehe galt den Nazis als „Keimzelle der Volksgemeinschaft“, deren Aufgabe die Zeugung vieler deutscher Kinder – Kanonenfutter künftiger Kriege – war, Abtreibung stand demnach unter schwerer Strafe. Dem faschistischen Mutter- und Rassenkult entsprach auch die Vergabe von Mutterkreuzen an „arische“ Mütter, der Muttertag wurde von den Nationalsozialisten zum Feiertag erklärt – als Gegenstück zum fortschrittlichen Internationalen Frauentag am 8. März. Mit Kriegsverlauf musste das Frauenbild den militärischen und wirtschaftlichen Erfordernissen angepasst werden, Frauen wurden als Arbeitskräfte in der Rüstungsindustrie eingesetzt und mussten schließlich gar als letztes Aufgebot der Heimatfront als Flakhelferinnen dienen.
Das Leben im nazi-faschistischen Staat war auch für Frauen straff organisiert, dazu dienten der Bund Deutscher Mädel (BDM) und die Nationalsozialistische Frauenschaft (NSF). Ziel dieser Verbände war die Disziplinierung und Indoktrinierung von Frauen im Sinne der faschistischen Ideologie.
Frauen und Männer, die sich dem System mutig widersetzten, bekamen dessen brutale Härte zu spüren. Für weibliche Häftlinge wurden eigene Frauenkonzentrationslager eingerichtet, das bekannteste ist das KZ Ravensbrück, in dem zehntausende Frauen aus Gründen rassistischer oder politischer Verfolgung ums Leben kamen. In den Konzentrationslagern standen Gewalt und Vergewaltigungen, Unterernährung, Arbeit bis zur Erschöpfung und Zwangsprostitution auf der Tagesordnung. Aus den von der Wehrmacht besetzten Gebieten wurden hunderttausende, vor allem sowjetische und polnische Frauen zur Zwangsarbeit im Deutschen Reich eingesetzt. In den Vernichtungslagern wurden Millionen Jüdinnen sowie Roma- und Sinti-Frauen ermordet.
Frauen waren aber nicht nur auf der Opferseite zu finden, als überzeugte Parteimitglieder, KZ-Aufseherinnen, Ärztinnen in Tötungskliniken oder Schreibtischtäterinnen waren sie Teil der NS-Terrormaschinerie.
Rechte Frauenbilder heute
Rechtsextremismus wird bis heute vorwiegend als „männliches“ Phänomen wahrgenommen, seit der Kandidatur der strammrechten FPÖlerin Barbara Rosenkranz für die Bundespräsidentschaft (15,2 Prozent!) sollte man aber wissen, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Neben engen Kontakten nach ganz rechtsaußen hebt sich die niederösterreichische Landesrätin (!) besonders durch ihre reaktionären Frauenpositionen hervor. Sich selbst bezeichnet die zehnfache Mutter trotz Politkarriere als „Hausfrau“, ihre Kinder tragen übrigens allesamt germanische Namen wie Mechthild, Hildrun, Wolf oder Alwine. Ihre Vorstellungen zu Geschlechterpolitik legte sie etwa in ihrem Buch „MenschInnen“ – erschienen 2008 im rechtslastigen Grazer Ares- Verlag – dar, sie zeichnet das vermeintliche Schreckensbild von Gender Mainstreaming als Auflösung der Geschlechter, vorangetrieben durch sexuelle Randgruppen. Fehlen darf in dieser Verschwörungstheorie freilich der Marxismus nicht, der bei all dem die Fäden ziehe. Als Kampfschrift gegen die Sichtbarmachung von Frauen in der Sprache fand das Buch nicht nur Anerkennung in Burschenschafterbuden, sondern etwa auch in der Tageszeitung Die Presse.
Während im FPÖ-Parteiprogramm verniedlichend die Familie „als Gemeinschaft von Mann und Frau mit gemeinsamen Kindern“ zur „Keimzelle für eine funktionierende Gesellschaft“ erklärt wird, spricht die Amstettener FPÖ-Stadträtin Brigitte Kashofer Klartext: Ihre Meinung nach sind Frauenhäuser „an der nachhaltigen Zerstörung von Ehen und Partnerschaften maßgeblich beteiligt“, Gender Mainstreaming sei gar „die Fortsetzung des 2. Weltkrieges mit effektiveren Waffen“!
Auch noch weiter rechts spielen aktive Frauen sowie Bestrebungen, Frauen für antiemanzipatorische Politik zu organisieren, eine Rolle. Unter den AutorInnen rechtsextremer Publikationen in Österreich wird der Anteil von Frauen auf etwa zehn Prozent geschätzt, höher ist dieser Anteil – ganz nach faschistischer Ideologie – im Bereich rechtslastiger Kultur- oder Sportorganisationen. Als Pendant zu den männlichen Burschenschaften wurde im Jahr 1988 die „Mädelschaft Freya“ als „nationale Studentinnenvereinigung“ in Wien gegründet. Noch kaum aus Deutschland übergeschwappt zu sein scheinen bisher aber subkulturelle Erscheinungen wie Frauenorganisationen im Umfeld neonazistischer „Freier Kameradschaften“ oder Skin-Girls bzw. Renees, die mittels pseudoemanzipatorischer Ansätze dem alten Denken einen neuen Anstrich geben wollen. Wie immer, wenn es um Neofaschismus geht, gilt es aber auch hier wachsam zu sein!
Rosa Hofmann: Kämpferin gegen den Faschismus
Rosa war Leiterin der Salzburger Gruppe des Kommunistischen Jugendverbands (KJV) und wurde für ihren Widerstand gegen die Nazi-Diktatur im Alter von 23 Jahren hingerichtet. 1919 in Linz geboren, wuchs Rosa in einer ArbeiterInnenfamilie auf und arbeitete als Näherin in Salzburg. Während der austrofaschistischen Diktatur kam sie in Kontakt mit dem illegalen KJV, engagierte sich dort und wurde schließlich 1941 Leiterin des KJV Salzburg. Hofmann und ihre GenossInnen hatten Kontakt zur kommunistischen Gruppe „Soldatenrat“ aus Wien und verteilten deren Flugblätter gegen Krieg und Faschismus an Orten, die häufig von Soldaten frequentiert wurden: Am Salzburger Hauptbahnhof oder in der Nähe von Kasernen und Lazaretten. Am 16. April 1942 wurde Hofmann schließlich verhaftet und wurde am 29. Juni 1942 der „Wehrkraftzersetzung in Verbindung mit landesverräterischer Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat“ angeklagt. In Berlin fand am 15. Dezember 1942 der Prozess statt. „Sie hat sich als eine so gewissenlose und zu verachtende Feindin ihres Volkes gekennzeichnet, dass in dessen Reihen für sie kein Platz mehr ist.“, begründeten die Nazijuristen den Mord an der Widerstandskämpferin. Rosa wurde am 9. März 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. In ihrem letzten Brief schrieb sie: „Ich hoffe halt, dass das Gnadengesuch Erfolg hat. Wenn nicht, kann man auch nichts mehr ändern, abgefunden habe ich mich schon derzeit. Ihr glaubt nicht, wie viele dasselbe hier mitmachen wie ich. Sehnsucht habe ich nach Euch und den Bergen…“.