Das Jahr 2012 ist so gut wie vorbei, höchste Zeit für einen Rückblick auf bewegte Monate. „Die ganze alte Scheiße ist im Arsch“, so beschrieb Karl Marx höchstpersönlich in einem Brief an Friedrich Engels die Wirtschaftskrise von 1857. Diese deftigen Worte treffen auch auf die gewaltige Krise des kapitalistischen Systems seit 2008 zu, die in diesem Jahr ihre Fortsetzung fand. Die wirtschaftlichen und politischen Eliten EUropas reagieren darauf mit einem sozialen Kahlschlag, breiten Verarmungsprogrammen und Umverteilung zugunsten der Banken und Konzerne, flankiert wird all das mit verschärfter Repression und zunehmender militärischer Aggressivität. Dagegen regt sich in vielen Ländern Europas Widerstand, es kam zu Massenkundgebungen, länderübergreifenden Generalstreiks und verschärften Auseinandersetzungen. Auch in Österreich schwindet das Vertrauen der Menschen in das politische Establishment, das sich vor allem durch Korruption und Bereicherung bei gleichzeitigem Sozialabbau hervortut. In Zeiten wie diesen ist es unerlässlich, den Aufbau einer starken kommunistischen Bewegung voranzutreiben, die eine Alternative und Gegenkraft zu Kapitalismus, Rechtsruck und Krieg darstellt. KJÖ & KSV haben sich im vergangen Jahr unter dem Motto „Widerstand organisieren, Gegenmacht aufbauen!“ um diese große Aufgabe bemüht. Stellvertretend für viele weitere Aktionen sollen ein paar hier Erwähnung finden.
Am Beginn des Jahres stand für uns traditionell die Teilnahme an der Rosa-Luxemburg-Konferenz und der LLL-Demo in Berlin, bei der wir mit tausenden anderen Menschen Rosa Luxemburgs Losung „Sozialismus oder Barbarei“ hochhielten. Tausende Menschen waren es auch, die Ende Jänner in Wien gegen den rechtsextremen WKR-Ball in der Hofburg demonstrierten, der in diesem Jahr zu allem Überfluss am Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz stattfand. Etwa zeitgleich veröffentlichte die KJÖ Oberösterreich ein ausführliches Dossier über Neonazi-Aktivitäten in Braunau.
Im Vorfeld des Opernballs als Stelldichein der Reichen und Mächtigen entrollten KJÖ-AktivistInnen ein Transparent mit dem Spruch „Kaviar für euch, Krise für uns? Widerstand!“ vor der Staatsoper. Der Februar war zugleich geprägt von den österreichweiten Großdemonstrationen gegen das ACTA-Abkommen und für KJÖ & KSV nicht zuletzt von den Vorbereitungen für den 15. Bundeskongress. Dieser fand von 24. bis 26. Februar unter dem Motto „Widerstand organisieren, Gegenmacht aufbauen!“ in Wien statt, neben zahlreichen Delegierten folgten der Einladung auf befreundete Organisationen aus Österreich (Kommunistische Initiative, KPÖ Steiermark und KZ-Verband/Verband der AntifaschistInnen) sowie internationale Gäste aus Kuba, Griechenland, Israel, Deutschland und der Schweiz. Auf dem Bundeskongress wurde die neue Bundesleitung gewählt und die enge organisatorische Bindung von KJÖ und KSV sowie das Zukunftsprogramm von KJÖ & KSV beschlossen.
Jährlicher Fixpunkt unserer politischen Arbeit ist der 8. März als Internationaler Frauentag, den wir genutzt haben um mittels Flugblättern und Veranstaltungen in ganz Österreich auf die nach wie vor bestehende Notwendigkeit des Kampfes um Gleichberechtigung aufmerksam zu machen. Das weitere Frühjahr war bestimmt vom Einsatz für die sozialen Rechte von jungen ArbeiterInnen, SchülerInnen und Studierenden. An den Universitäten spitzte sich dabei die Auseinandersetzung um die Einführung autonomer Studiengebühren zu. Der KSV spielte in den Protesten eine wichtige Rolle und initiierte Blockaden in Unistädten, bedauerlicherweise war die Bildungsbewegung aber noch zu schwach um die Einführung zu verhindern.
Am 14. April setzten in Braunau mehr als 600 Menschen bei der Demonstration des Bündnisses „Braunau gegen rechts“ ein klares Zeichen gegen Neofaschismus und rechte Gewalt. Die KJÖ nahm an der Demonstration mit einem großen Block teil und übernahm im Vorfeld wichtige Aufgaben.
Im Vorfeld der 1. Mai-Demonstrationen organisierte die KJÖ in Graz eine „Reichen-Demo“, bei der vermeintliche Superreiche Klartext redeten und mit Limousine 0,0 Prozent Reichensteuer forderten und klarstellten: „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s UNS gut.“ Am 1. Mai selbst war die KJÖ in ganz Österreich auf den Maikundgebungen gut sichtbar und vor allem lautstark präsent.
Wenige Tage später fand das Antifa-Seminar der KJÖ in Linz und die Befreiungsfeiern im ehemaligen KZ Mauthausen statt, in seiner Rede wies der KJÖ-Bundesvorsitzende Robert Krotzer dabei darauf hin, dass das Gedenken an die Opfer des Faschismus den Kampf für Frieden, Demokratie und Sozialismus im Hier und Heute einschließt.
„Im Osten geht die Sonne auf“ hieß es Ende Mai beim KJÖ-Pfingstcamp im schönen Burgenland, das von Lagerfeuer über gemeinsames Studium und Diskussion bis hin zu revolutionärem Fünfkampf jede Menge zu bieten hatte. Vor den Sommermonaten fand in Graz das KJÖ-Fußballturnier „Kicken gegen rechts“ bereits zum vierten Mal statt. Mit über 300 BesucherInnen und 25 Teams war es auch in diesem Jahr ein großer Erfolg bei herrlichem Wetter.
Unerwarteten Besuch erhielt das „Haus der Europäischen Union“ im Juli von der KJÖ Wien in Form von wiederauferstandenen Toten der imperialistischen EU-Politik und des mörderischen Grenzregimes.
Der weitere Sommer stand für uns ganz im Zeichen der Vorbereitung unserer Frauenkampagne „Schluck’s nicht, spuck’s nicht, schlag zurück!“, die Anfang September beim Wiener Volksstimmefest ihren Auftakt erlebte und bereits dort großen Anklang fand. Anklang fand auch eine Auflage des „Kicken gegen rechts“-Fußballturniers in Kapfenberg.
Anfang September lief auch die Jugendkampagne von KJÖ & KSV für die Grazer Gemeinderatswahlen an: In wenigen Wochen wurden dabei mehrere zehntausend Flugblätter und Zeitungen verteilt und Diskussionen mit unzähligen jungen Menschen geführt, hunderte BesucherInnen kamen zu den Veranstaltungen, Demonstrationen und Partys im Rahmen der Kampagne „Graz gehört uns allen!“. Das Engagement wurde schließlich belohnt: Die Kommunistische Partei erreichte bei den Gemeinderatswahlen in Graz mit knapp 20 Prozent den zweiten Platz, aus den Reihen der KJÖ sind mit der 21-jährigen Bäckerin Martina Thomüller und KJÖ-Bundesvorsitzenden Robert Krotzer gleich zwei GenossInnen in den Gemeinderat der zweitgrößten Stadt Österreich eingezogen.
Ende Oktober fand in der Steiermark das jährliche AktivistInnen-Seminar der KJÖ statt, das unter dem Titel „Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt“ stand und den teilnehmenden GenossInnen viele praktische Tipps, kulturelle Leckerbissen und anregende Diskussionen mit internationaler Beteiligung bieten konnte.
Nun neigt sich ein bewegendes und arbeitsreiches Jahr dem Ende zu. Wir halten es aber auch zu Jahreswechsel nicht anders, als Rosa Luxemburg es einst treffend auf den Punkt brachte: „Die Revolution sagt: Ich war, ich bin, ich werde sein.“
In diesem Sinne danken wir allen GenossInnen, FreundInnen und SympathisantInnen ganz herzlich und freuen uns auf viele bewegte und bewegende Tage im neuen Jahr: Der Kampf geht weiter!