Die Daten der jüngsten Studierenden-Sozialerhebung zeigen wieder einmal auf, wie ernst es den Herrschenden tatsächlich mit der „besten Bildung“ für die Jugend ist.
Die Vorstellung des burgenländischen Landeshauptmannes Hans Niessl (SPÖ), dass so mancher Student mit dem Mercedes zur Uni oder FH fährt, hat nichts mit der Realität zu tun. Tatsächlich leidet ein großer Teil der Studierenden unter unzumutbaren Bedingungen in den Hörsälen, Geldnot, schlechtbezahlten Arbeitsverhältnissen und steigenden Lebenshaltungskosten.
670 € verdienen erwerbstätige Studierende im Durchschnitt – die offizielle Armutsgrenze in Österreich liegt derzeit bei etwa 1.000 Euro. Allein hieran erkennt man bereits, wie angespannt die finanzielle Situation der allermeisten Studierenden ist. Denn zu den ohnehin am stärksten von Teuerung betroffenen Grundbedürfnissen wie Wohnen und Lebensmittel kommen noch weitere Ausgaben für Pflichtlektüre, Exkursionen etc.
Abbruch wird heraufbeschworen
In dieser Situation „ermutigt“ die Wiedereinführung von Studiengebühren in vielen Bereichen viele zum Abbruch des Studiums. Aus dem Traum, als AkademikerIn vielleicht einmal einen interessanten und halbwegs gut bezahlten Job ausüben zu können, werden so rasch mehr oder weniger verlorene Semester.
Dabei dient die Erwerbstätigkeit in der Regel rein dem Geldverdienen, weniger als die Hälfte der Studierenden gibt an, dass die Arbeit in inhaltlichem Bezug zum Studium steht. Die „wertvolle Praxis“ ist für viele keine Bereicherung, sondern schlicht Voraussetzung fürs Studium. Nachdem sich Teilzeitarbeit primär nach den betrieblichen Anforderungen richtet, ist die Vereinbarkeit von Studium und Beruf oft kaum gegeben – die Folge sind verpasste Lehrveranstaltungen und längere Studiendauern.
Mit dem Alter steigt die durchschnittliche Arbeitszeit, während immer weniger Zeit zum Studieren bleibt – ein Teufelskreis, denn als „Bummler“ verliert man erst recht staatliche Unterstützung und muss Studiengebühren bezahlen. Zur massiven Auslese am Beginn des Studiums (Stichworte STEOP, Aufnahmetests, Knockout-Prüfungen etc.) kommt die schleichende, die vor allem auch finanziell bedingt ist.
Praktika und Nebenjobs: Frauen benachteiligt
Frauen arbeiten mit 41 % sogar noch seltener in Berufen, die mit dem Studium in inhaltlichem Bezug stehen als Männer (51 %). Auch geben deutlich weniger Studentinnen an, einer „inhaltlich anspruchsvollen“ Erwerbstätigkeit nachzugehen. Nur ein Viertel gibt an, durch den Beruf Anregungen fürs Studium erhalten zu haben. Hinzu kommt, dass Frauen ein Praktikum deutlich seltener bezahlt bekommen.
Gesundheitliche Folgen
Die katastrophale finanzielle Lage bedeutet für viele, dass die „schönste Zeit des Lebens“ ziemlichen Stress verursacht. Bereits 45 % geben an, studienbedingt unter psychischen Problemen wie Prüfungs-, aber auch Existenzängsten zu leiden. Unter stressbedingten gesundheitlichen Beschwerden leiden weit über die 15 %.
Es zeigt sich: Die Zeit des „schönen Studentenlebens“ existiert nur in den Köpfen jener, die weiter munter an (sozialen) Barrieren im Bildungsbereich basteln. Dabei geht der Gesellschaft natürlich enormes Potential verloren, wenn sich nur mehr die Kinder reicher Eltern ein Studium leisten können. Doch genau darauf laufen sämtliche „Reformen“ im Bildungswesen der letzten Jahre hinaus.
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Alle Zahlen aus: Studierenden Sozialerhebung, abrufbar unter ww2.sozialerhebung.at