Am 6. Mai 2018 fanden im ehemaligen KZ Mauthausen die jährlichen Befreiungsfeiern statt. Wir dokumentieren unsere Rede bei der gemeinsamen Gedenkkundgebung von SJ Oberösterreich, SJ Stamokap und KJÖ am sowjetischen Denkmal des ehemaligen KZ Mauthausen.
Liebe Genossinnen und Genossen!
Ich darf euch im Namen der Kommunistischen Jugend Österreichs ganz herzlich begrüßen. Es ist mir eine besondere Ehre, dass wir auch heuer wieder gemeinsam mit jungen Sozialistinnen und Sozialisten zu Ehren der Roten Armee und im Gedenken an die Millionen Opfer, die der mörderische Vernichtungskrieg des deutschen Faschismus dem sowjetischen Volk abverlangt hatte, zu dieser Gedenkkundgebung versammelt haben.
Beginnen möchte ich mit einem Gedicht von Erich Weinert aus dem 1927er Jahr, das den meisten wohl als ArbeiterInnenlied von Ernst Busch bekannt sein dürfte: „Arbeiter horch, sie ziehn ins Feld und schreien für Nation und Rasse! Das ist der Krieg der Herrscher der Welt gegen die Arbeiterklasse. Denn der Angriff gegen die Sowjetunion ist der Stoß ins Herz der Revolution! Und der Krieg der jetzt durch die Länder geht, ist der Krieg gegen dich, Prolet!“
Im Jänner 1941 prophezeite Hitler seinen Generälen, dass „die Welt den Atem anhalten“ würde, wenn „Barbarossa“ beginnt. Unter diesem Decknamen fielen schließlich in den frühen Morgenstunden des 22. Juni 1941 die Truppen Nazi-Deutschlands und seiner Verbündeten ohne Kriegserklärung in die Sowjetunion ein. Mit dieser militärischen Aggression wollte der deutsche Imperialismus seinen entscheidenden Schritt zur Weltherrschaft setzen, die reichen und weiten Bodenschätze des Ostens plündern, den Zusammenbruch der Sowjetunion mit allen Mitteln erzwingen und den Bolschewismus durch einen Vernichtungskrieg vollständig ausrotten.
In grenzenloser Selbstüberschätzung glaubten die Führer Nazi-Deutschlands, ihr Raubzug gegen Osten werde nur ein sehr kurzer Krieg, ein „Blitzkrieg“ sein. Und tatsächlich konnte die faschistische Wehrmacht trotz hartnäckiger Gegenwehr durch einen Überraschungsangriff und der massiven Überlegenheit an Truppen und Bewaffnung anfänglich schnelle Erfolge erzielen. Die Wehrmacht durchstieß die sowjetischen Stellungen, erzielte riesige Geländegewinne und innerhalb weniger Tage konnten bereits große Verbände der Roten Armee eingeschlossen werden. Die Folge war, dass hunderttausende Rotarmisten in deutsche Gefangenschaft gerieten. Angesichts der militärischen Erfolge in den ersten Wochen nach dem Überfall auf die Sowjetunion geriet die faschistische Führung in unglaublichen Siegestaumel. „Erschießen, Aussiedeln, etc.“, alles „ausrotten, was sich gegen uns stellt“, unterstrich Hitler auf einer Kriegszielkonferenz vom 16. Juli 1941 nochmals das mörderische Vorgehen des deutschen Faschismus im Osten. Der Terror sollte zum wichtigsten Instrument der Nazis werden, die Völker der UdSSR zu zwingen, die deutsche Okkupation, die ökonomische Ausbeutung und die Zwangs- und Sklavenarbeit für die Faschisten hinzunehmen.
Inzwischen rückte die Wehrmacht, vor allem die auf Moskau zielenden Truppen, weiter vor. Die Offensive sollte „bis zum Einbruch des Winterwetters“ die Verbände der Roten Armee östlich von Smolensk „vernichten“, hieß es in der „Weisung Nr. 35“, die die Naziführer ausgaben. Moskau sollte ebenso wie Leningrad nicht erobert, sondern eingeschlossen und durch die Luftwaffe und Artillerie dem Erdboden gleichgemacht werden. Die in Moskau lebende Bevölkerung solle im Hungertod umkommen oder zur panischen Flucht gezwungen werden, so die Pläne der Nazis. Diese hatten ihre Offensive zur endgültigen „Entscheidungsschlacht“ hochstilisiert und so wurde von Seiten der Wehrmacht eine riesige Streitmacht gegen Moskau mobilisiert. Doch der Widerstand der von PartisanInnen und Bevölkerung unterstützten Rotarmisten nahm mit jedem Schritt in Richtung Moskau zu und letztlich konnte der Angriff der faschistischen Truppen zurückgeschlagen werden. Mit der Schlacht um Moskau wurde die Legende der „Unbesiegbarkeit“ der deutschen Truppen endgültig zunichte gemacht.
Bereits wenige Monate nach der deutschen Niederlage vor Moskau startete Hitler-Deutschland einen neuerlichen Versuch, die Sowjetunion mit einem kriegerischen Angriff niederzuringen. In Stalingrad entwickelte sich daraufhin ein erbitterter Straßen- und Häuserkampf, der in seinem Ausmaß, seiner Dramatik und seiner Bedeutung bis heute nicht übertroffen wurde. Schon zu diesem Zeitpunkt war klar, dass Stalingrad ein so bedeutendes Gefecht sein würde, das nicht nur über Erfolg oder Scheiterns des Überfalls auf die Sowjetunion entscheiden wird, sondern den Ausgang des gesamten Krieges bestimmen würde. Als sich die faschistischen Angreifer letztlich am erbitterten Widerstand in Stalingrad aufrieben, forderten deutsche und österreichische AntifaschistInnen die Wehrmachtsoldaten auf, den Kampf einzustellen und sich der Roten Armee zu ergeben. Doch auf ausdrücklichen Befehl des deutschen Oberkommandos lehnte die 6. Armee jedes Kapitulationsangebot ab und verurteilte damit tausende Soldaten zum Tode. Am 2. Februar 1943 ergaben sich schließlich die Reste der 6. Wehrmachtsarmee, viele von ihnen halbverhungert, krank und dem Erfrierungstod nahe und begaben sich in sowjetische Kriegsgefangenschaft.
Das Ende der Schlacht um Stalingrad jährt sich in diesem Jahr zum 75sten Mal. Die deutsche Kapitulation in Stalingrad und der Sieg der Roten Armee über die Wehrmacht war der Anfang einer radikalen Wende des Kriegsverlaufs im Zweiten Weltkrieg. Während die deutsche Kampfmoral durch die Niederlage in Stalingrad massiven Schaden erlitt, befeuerte der sowjetische Sieg Widerstandsbewegungen in den von den Nazis besetzten Gebieten Europas, noch härter für die Befreiung ihrer Länder zu kämpfen. Von diesem Zeitpunkt an konnten AntifaschistInnen wieder neue Kraft und Zuversicht aus den militärischen Siegen der Sowjetunion schöpfen. Auch wenn es noch bis zum 8. Mai 1945 dauern sollte, war der Sieg über die faschistische Wehrmacht in Stalingrad der Grundstein für die endgültige, vernichtende Niederlage des deutschen Faschismus.
Niemals vergessen – das ist eine oft gebrauchte Losung und gerade rund um Gedenktage, wie den heutigen, werden bürgerliche PolitikerInnen nicht müde, ihre Betroffenheit zu heucheln. Ja, wir sollen niemals vergessen, niemals und niemanden. Niemanden, der im Kampf gegen Faschismus und Krieg und für ein freies, demokratisches Österreich von den Nazischergen zu zigtausenden ermordet wurden. Niemanden von den Millionen Menschen, die als lebensunwert galten und aus rassistischen und vielen anderen Gründen vernichtet wurden. Niemanden, der die entsetzlichen Torturen in den Folterkellern der Gestapo und in den Konzentrationslagern ertragen musste. Und auch niemanden der 26 Millionen Toten der Sowjetunion, die dem mörderischen Barbarenfeldzug der deutschen Wehrmacht zum Opfer fielen.
Doch gerade in der Gegenwart versuchen die Herrschenden die Geschichte wieder umzuschreiben; sie verschweigen dabei – aller Heuchelei zum Trotz – nicht nur gerne den opferreichen Beitrag der Sowjetunion und der Roten Armee an der Befreiung Europas vom faschistischen Joch, völlig ungeniert spielen sie die Rolle der kommunistischen und revolutionären Teile der ArbeiterInnenbewegung im Widerstand gegen den Faschismus herunter oder leugnen sie sogar.
So verlogen der Umgang der Herrschenden mit der Geschichte auch ist, so wenig verwunderlich ist er zugleich, denn wären die Herrschenden ehrlich, dann müssten sie sich auch die Frage nach dem Warum stellen!
Denn schließlich waren die Nazischergen für das deutsche Finanzkapital nichts anderes als ein Werkzeug zur Sicherung ihrer Macht, sie bescherten ihnen Rohstoffe, ZwangsarbeiterInnen und neuen Einkunftsquellen. Der Faschismus ist nunmal die hässlichste Ausgeburt der kapitalistischen Unterdrückung und Profitgier. Die KommunistInnen und alle revolutionären Kräfte gehörten ebenso wie die junge Sowjetunion zu den erbittertsten GegnerInnen des Faschismus, weil sie den diametralen Gegensatz zu ihrer Barbarei darstellten. Sie standen für eine Welt ohne Unterdrückung, Ausbeutung und Krieg. Sie standen für den Sturz der Ordnung, welche diese Barbarei erst ermöglichte, sie standen für die Hoffnungen und Träume von Millionen und Abermillionen junger Menschen weltweit. Sie standen für die Losung: Sozialismus oder Barbarei!
Den WiderstandskämpferInnen, den PartisanInnen und allen Alliierten – insbesondere der Roten Armee – gebührt unser ewiger Dank für das Niederringen des Faschismus. In der Tradition der KommunistInnen und revolutionären Teile der ArbeiterInnenbewegung, die erbitterten Widerstand gegen die faschistische Tötungsmaschinerie geleistet haben, ist unser antifaschistisches Verständnis untrennbar mit dem Kampf um Freiheit, Demokratie und Sozialismus verbunden. In diesem Sinne, liebe Genossinnen und Genossen: Sagen wir Nein zu Faschismus, Kapitalismus und Imperialismus!
Rotfront und Freiheit!