Rede des Stellvertretenden Vorsitzenden der KJÖ – Großdemonstration „Nein zum 12-Stunden-Tag“
Wien, 30.06.2018
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Liebe Genossinnen und Genossen,
heute setzen wir uns als Teil der arbeitenden Klasse, gegen die Angriffe der Regierung auf unsere hart erkämpften Rechte zur Wehr. Ob der 12-Stunden-Tag oder die Zerschlagung der AUVA die Liste der kapitalfreundlichen und arbeiterInnenfeindlichen Politik scheint fast schon beliebig erweiterbar. Aber bei all unserer Wut über diese Reformen unter Schwarz-Blau sollten wir uns von der Sozialdemokratie keinen Sand in die Augen streuen lassen. In der Opposition geriert man sich leicht als KämperIn für soziale Gerechtigkeit und als VerteidigerIn der Arbeiterschaft.
Aber in Wirklichkeit findet der Wunderjunge der Sozialdemokratie Christian Kern den 12 Stunden Tag schon leiwand, schließlich war er ja in der flächendeckenden Form für Österreich auch seine Idee, wie wir im Plan A lesen können. Aber mit den Gewerkschaften und Betriebsräten solle man reden und eine gemeinsame Lösung finden, meinte er damals und heute. Mit dieser Form der Unterbietung hart erkämpfter Rechte kennt sich „Kollege“ Kern aus. Wenn man am Verhandlungstisch sitzt bekommt man bei vielen GewerkschaftsfunktionärInnen, bei der Arbeiteraristokratie und den Betriebsratfürsten schon einiges durchgesetzt. Als ehemaliger Manager der -ÖBB weiß er, dass der 12-Stunden-Tag bei Securities und Reinigungskräften u.a.m., schon heute zum Arbeitsalltag gehören. Die Unterbietung scheinbar überall gültige Standards bei der ÖBB ist kein Einzelfall. Willi Merny hat auf dem ÖGB Kongress vom Pflasterer Günther berichtet und wie dieser unter den Reformen leiden wird. Was Willi Merny ausgespart hat ist, dass dieser ohnehin schon nicht nur 8-Stunden-Tage hat und regulär Überstunden nicht in der Form abgegolten werden. Die Gewerkschaft hat hier schon Schlupflöcher zugelassen und 10-Stunden-Arbeitstage im Sommer bei 40 Grad gehören zum Alltag auf dem Bau. In vielen Bereichen, die zwar nicht zu einem so starken körperlichen Verschleiß wie die Baubranche führen, sind mittlerweile All-In-Verträge gang und gäbe. Diese umfassen Klauseln bspw., dass mit dem Lohn alle Überstunden abgegolten sind und die durchschnittliche Wochenarbeitszeit 60 Stunden nicht überschreiten darf.
Also sagen wir euch, vertraut beim Kampf für die Errungenschaften der ArbeiterInnenbewegung nicht auf die Gewerkschaftsspitze! Vertraut auf euch und eure KollegInnen. Kämpft für den Fortbestand der AUVA und für Arbeitszeitverkürzung.
Schon Marx und Engels wussten, dass die Reproduktion der Ware Arbeitskraft die Basis fürs Überleben bildet und neben einer materiellen Basis auch Zeit braucht. Arbeitszeitverkürzung senkt das Unfallrisiko ebenso wie die Arbeitslosigkeit und erhöht sogar die Produktivität. Wenn wir uns den Produktivitätszuwachs und die gleichzeitig steigende Arbeitslosigkeit in Österreich betrachten wird deutlich, dass Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich auf der Hand liegt. Der Streik im SWÖ Bereich zeigte, dass dies eine zentrale Forderung ist, hinter die die Beschäftigten stehen und hier sollten wir anknüpfen.
Die geplanten Reformen treffen uns als Jugend besonders, da wir noch Jahre oder eher Jahrzehnte in Ausbeutung verbringen müssen. Ob JungarbeiterInnen, SchülerInnen oder StudentInnen, wir arbeiten nicht nur unter Bedingungen der Arbeitsverdichtung und jeden Tag länger, auch das Rentenalter rückt immer weiter nach hinten. Wenngleich wir uns im Klaren sind, dass der ausbeuterische Charakter der Lohnarbeit erst im Sozialismus überwunden werden kann kämpfen wir im hier uns jetzt, dort wo wir Leben und Arbeiten für eine bessere Welt. Als Kommunistische Jugend Österreichs und Kommunistischer StudentInnen Verband machen wir unsere Wut zu Widerstand und kämpfen gegen die anstehenden weiteren Verschlechterungen und für einen Ausbau der Rechte der Arbeitenden. Mit einem reinen Abwehrkampf geben wir uns nicht zufrieden!
In diesem Sinne stellen wir heute klar: Protest auf den Straßen, Streik in der Fabrik, das ist unsere Antwort auf eure Politik!