„Keine Kriege mehr zwischen unseren Völkern“
Gemeinsame Erklärung von der FGC (Italien) und der KJÖ (Österreich) zum Ereignis des 4. November 2018
Hundert Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, leben wir in einem beunruhigenden Umfeld von zunehmendem Nationalismus. Es scheint als ob es erneut Spannungen zwischen unseren zwei Ländern gäbe. Militarisierung und Grenzkonflikte, Zurückweisung von MigrantInnen und Flüchtlingen, aggressive Erklärungen zwischen den jeweiligen Regierungen.
Wir erleben jetzt die ersten Konsequenzen der Wahlsiege nationalistischer Parteien in vielen europäischen Ländern. Diese dienen lediglich den Interessen der Sektionen der nationalen Bourgeoisien, welche die Europäische Union und die traditionellen pro-europäischen Parteien nicht mehr als einen gültigen Bezugspunkt ansehen. Die nationalistischen Kräfte können sich nur zusammenschließen um einen Kontrast zu den pro-europäischen Parteien darzustellen, aber die wirkliche Konsequenz ihrer zunehmenden Macht ist der Konflikt mit anderen Ländern, auch wenn diese anderen Länder ebenfalls von nationalistischen Parteien regiert werden. Eine „nationalistische Internationale“ könnte niemals existieren, Nationalismus verursacht Krieg.
So wie vor hundert Jahren, kämpfen die Monopole auch heute für größere Profite und Marktanteile, der Kontrolle von Energieressourcen, Handelswegen und Anteilen an Staatsverschuldungen. Für eine lange Zeit wurden die Hauptmonopole in Europa begünstigt durch den gemeinsamen Markt und der Möglichkeit, sehr brutale und volksfeindliche Maßnahmen durch EU-Mechanismen durchzusetzen zu können. Jetzt sehen manche Sektoren des Kapitals diese Annäherung der Interessen nicht und die Bruchlinie des Konflikts geht wieder durch Europa.
Die nationalistischen Kräfte haben es geschafft, die Feindseligkeit der Arbeiterklasse gegenüber der EU und den traditionellen Parteien, die diese Politik möglich gemacht haben, für ihre Zwecke zu nutzen und in Wahlerfolg für sich selbst zu wandeln. Immigration hat einen Nährboden für rassistische Propaganda möglich gemacht, welche die Arbeiterklasse auf Basis ihrer Hautfarbe und ihren Heimatländern spaltet. Die Hauptverantwortung ist erneut den opportunistischen und sozialdemokratischen Parteien zuzuschreiben. Diese haben die Interessen der Arbeiterklasse verraten indem sie einerseits mitverantwortlich waren an der Gründung und Stärkung der EU, und sich andererseits an Regierungen, welche zu Gänze im kapitalistischen System integriert waren, beteiligt haben, was sie zu Architekten volksfeindlicher Politik macht. Das, zusammen mit der Unterstützung nationalistischer Parteien, hat es gerade erst möglich gemacht, dass die Rhetorik der Bourgeoisie von „Einheit und nationalen Interessen“ massentauglich wird. All das ist nur ein Versuch Millionen von ArbeiterInnen zu betrügen und sie dazu zu bringen, für die Interessen ihrer Bosse zu kämpfen.
Vor einhundert Jahren war dieser Prozess der Verschmelzung der Interessen der Arbeiterklassen und der Interessen der Bourgeoisie möglich auf Grund des Verrats der opportunistischen und sozialdemokratischen Parteien an der Zweiten Internationale. Das Versagen dieser Parteien der geläufigen Propaganda entgegenzutreten hat Millionen von jungen ArbeiternInnen und BäuerInnen dazu gebracht, den Krieg zu unterstützen, welcher in Wahrheit ein Kampf um die Profite der nationalen Bourgeoisien war und ein Massaker ganzer Völker verursacht hat. Millionen junger Menschen wurden im Namen nationaler Verteidigung von ihren Leben und Familien weggebracht und zu Kanonenfutter transformiert um in den Schützengräben zu sterben.
Einhundertjahre nach diesem Ereignis und zu diesem schwierigen historischen Moment, sehen wir, die kommunistischen Jugendorganisationen aus Österreich und Italien, uns dazu verpflichtet darzulegen: keine Kriege mehr zwischen unseren Völkern. Keine Massaker junger Menschen und ArbeiterInnen mehr, im falschen Namen nationaler Interessen. Wir sehen und dazu verpflichtet, im Kampf der Klassen immer die Rolle der Avantgarde einzunehmen. Für die Macht der ArbeiterInnen, für den Sozialismus und für die Niederlage des Imperialismus! Das ist die einzige Garantie für lange anhaltenden Frieden. Kein Kanonenfutter mehr für die Interessen großer kapitalistischer Gruppen.
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“No more war between our peoples”
Joint declaration of FGC (Italy) and KJÖ (Austria) on the occasion of 4 November 2018
One hundred years after the end of the First World War, we are living in a worrying context of rising nationalism. It seems that there is again bad blood between our countries. Militarization and border disputes, refoulement of migrants and refugees, aggressive declarations between the respective governments.
We face the first consequences of the electoral victory of nationalist parties in many European countries. These forces serve the interests of the national bourgeoisies, which are not anymore seeing the European Union and the traditional pro-European parties as a valid point of reference. They can unite only to contrast the most pro-European parties, but the ultimate consequence of their rise is the clash, even between countries governed by other nationalist forces.
The “nationalist International” could never happen: nationalism leads to war.
As one hundred years ago, monopolies are fighting to gain larger profit and market shares, the control of energy resources, trade routes and shares of government debt. For a long time in Europe, the main monopolies were favored by the common market and by the possibility of imposing very harsh anti-popular measures through the EU mechanisms. Now some sectors of capital do not see anymore this convergence of interests and the fault line of the clash between monopolist blocs is again passing through Europe.
The nationalist forces managed to catalyse into electoral consensus the resentment of the working class against the EU and the traditional parties that imposed its policies. Immigration has created a breeding ground for a common racist propaganda, which divides workers on the basis of the skin color and home country, for the benefits of capitalists. The main responsibility is once again attributable to the betrayal of the interests of the working class by the opportunist and socialdemocratic parties, responsible of having supported the foundation and the strengthening of the EU and having led or participated to government which were fully integrated in the capitalist system, architects of the worst anti-popular policies. This, together with the support for the nationalist parties, allows the bourgeois rhetoric of “unity and national interest” to break through the masses and the working class, in an attempt to deceive millions of workers and to get them ready to fight for the bosses’ interest.
One hundred years ago, this process of the working class’ interests getting in line with the bourgeois interests was possible thanks to the historic betrayal of the opportunists and the social-democratic parties of the Second International. The failure of those parties facing the propaganda on the common national interests led millions of young European workers and peasants to the support for the war and then to the real fight for the profits of the respective national bourgeoisies, to the massacres of peoples. Millions of young people were transformed into cannon fodder, behind the false flag of national defense, taken away from their lives and their families, dying in the trenches. A pointless massacre that should never happen again.
One hundred years after those events and in this difficult historic moment, we, the Communist youth organizations of Austria and Italy, give a solemn undertaking: no more war between our peoples. No more massacres of young people and workers in the false name of the national interests. We are committed to be always the vanguard of the struggle of our reference classes, for the power to the workers, for socialism and for the defeat of imperialism, which is the only guarantee for a long-lasting peace. No more cannon fodder for the interests of the big capitalist groups!