Rede der KJÖ Tirol auf der gemeinsamen Kundgebung „Wir bezahlen nicht für eure Krise!“ mit dem KSV Innsbruck und der PdA in Innsbruck, am 12.12. Im Rahmen der bundesweiten Lehrlingskampagne der KJÖ.

Liebe Genossinnen und Genossen,
liebe Freundinnen und Freunde,
Wir erleben eine tiefe Krise des Kapitalismus, die auch die Jugend hart trifft. Im Juni dieses Jahres waren 7673 Jugendliche auf der Suche nach einer Lehrstelle. Demgegenüber standen 4962 gemeldete offene Lehrstellen. An dieser Situation hat sich seitdem wenig geändert. Für die Jugendlichen hat der Mangel an Lehrstellen allerdings schwerwiegende Folgen, die Unterbringung in Lehrwerkstätten ist dabei noch das geringste Übel. Wesentlich problematischer ist es, wenn sich daraus ein späterer Einstieg in das Berufsleben bzw. in den weiteren Ausbildungsweg ergibt.
Auch für Studierende ergibt sich keine wesentlich bessere Situation. Bereits vor der Krise gingen rund 65% der Studierenden einer Lohnarbeit im Ausmaß von durchschnittlich 20,5 Stunden/Woche nach. Rund 22% der Studierenden gaben an, dass sie hauptsächlich arbeiten und nebenher studieren.

Ohne dass genaue Zahlen vorliegen, in welchen Bereichen Studierende arbeiten, ist davon auszugehen, dass ein großer Teil in der Gastronomie und im Einzelhandel tätig war und direkt vom Lockdown und Betretungsverboten betroffen war. Ein Teil der Studierenden dürfte jetzt in den Bereich des Lieferservice gewechselt sein, in dem die Arbeitsbedingungen um ein Vielfaches prekärer sind und ohne Kollektivvertrag, sprich auch ohne Mindestlohn, gearbeitet wird. Hinzu kommt, dass die Regierung sich keinerlei Konzept für einen ordentlichen Fernunterricht überlegt hat, auch eine Befreiung der Studierenden von den Studiengebühren für das letzte Semester wurde von der Regierung abgelehnt. Stattdessen hat die Regierung an einer weiteren Verschärfung des Studienrechts gearbeitet, so sollen Studierende, die in einem Studienjahr keine 16 ECTS Punkte in einem Jahr schaffen, zukünftig exmatrikuliert werden können und gesperrt werden für ein weiteres Studium. Dies dürfte insbesondere jene 22% treffen, die angeben, hauptsächlich zu arbeiten und nebenher zu studieren.
In der Altersgruppe der 15-24-Jährigen lag die Arbeitslosigkeit im April bei 10,5% bzw. waren 61.216 Jugendliche auf der Suche nach einem Arbeitsplatz oder einer Lehrstelle. Gegenüber dem April 2019 war das ein Anstieg von 109,2%. Rechnet man diejenigen Jugendlichen mit ein, die vom AMS in Schulungsmaßnahmen versteckt wurden, stieg die Arbeitslosigkeit zwar nur um 45%, das zeigt aber nur, wie gut Arbeitslosigkeit auch vor der Krise vom AMS versteckt bzw. schöngeschrieben wurde.
Immer wieder ist davon die Rede, dass der Auslöser der Krise Corona bzw. die Maßnahmen der Regierung gegen Corona sei. Tatsache aber ist, dass die kapitalistische Krise bereits zuvor begonnen hat, sich abzuzeichnen und eine zyklische Krise des Kapitalismus ist. Ihre Ursache ist in der kapitalistischen Produktionsweise zu suchen. Die Pandemie und die folgende Gesundheitskrise haben lediglich als Katalysator gewirkt.


Für die Jugend gibt es keinen gesonderten oder eigenen Weg aus der Krise, der Weg der Jugend aus der Krise ist der Weg der Arbeiterklasse und aller werktätigen Volksschichten aus der Krise. Ist der Weg der Selbstorganisation und des Klassenkampfes. Es ist der Weg der Selbstbefreiung und des Sturzes der Herrschaft des Kapitals. Es ist der Weg zum Sozialismus. Es ist die Aufgabe der Kommunistinnen und Kommunisten den Weg aus der Krise aufzuzeigen. Die Grundlage ist die Schaffung einer kämpferischen Front der Arbeiterklasse, die sich sowohl gegen das Kapital als auch gegen die Vertreter des Kapitals im ÖGB und der Sozialdemokratie richtet.
Eine Maske ist kein Maulkorb!
Wir bezahlen nicht für eure Krise!