It´s Raining Men! Leider! – Hegemoniale Männlichkeit
Niklas, Wien
„Wir müssen unsere Männlichkeit wiederentdecken, denn nur, wenn wir unsere Männlichkeit wiederentdecken, werden wir mannhaft und nur, wenn wir mannhaft werden, werden wir wehrhaft und wir müssen wehrhaft werden liebe Freunde!“, sprach nicht etwa Fred Feuerstein, oder Captain Hook, sondern der Thüringer AfD Politiker Björn Höcke im Winter 2015. Rechtsradikale Parteien wie die AfD in Deutschland, oder die FPÖ in Österreich haben zwar seit jeher ein Problem mit ihrer „Männlichkeit“ und äußern das auch in ausgedehnten Schwanz – Plädoyers, wie Höcke es an jenem Tag gemacht hat, allerdings sind sie mit solchen kruden gesellschaftlichen Kategorisierungen bei weitem kein Extrem.
Als Mann auf die Welt zu kommen ist eine irrsinnige Verantwortung! Mann ist Jäger, Sammler und Indianer: Letztere kennen übrigens auch keinen Schmerz, das lernt Mann bereits im Kindesalter, denn zu weinen haben nur die Mädchen, das sind die in Rosa, zu denen kommen wir noch früh genug, erstmal müssen wir gut in Mathe werden. Okay zugegeben, man ist im Jahr 2016 mancherorts schon weitergekommen, als dieses Klischee jetzt anprangert, die Grundzüge dieser Sozialisierung sind aber meistens noch ganz klar vertreten. Dabei reden wir noch gar nicht darüber wie es um die Gleichberechtigung bestellt ist, es soll einfach nur darum gehen wie es uns Männern eigentlich damit geht, ein richtiger Männerartikel also. Endlich!
Bei mir hat es lange gedauert bis ich gelernt habe zwischenmenschliche Konflikte mit der nötigen Portion Emotion und Respekt zu verstehen, oft war ich in der Situation, dass ich eine allzu maskuline Defensive vertreten habe. In der Unterstufe waren es Faustschläge und später eben ein dominanter Diskussionsstil, immer beider (männlicher) Seiten. Schuld an dem ständigen Konkurrenzgefüge bei jungen Buben sind sie logischerweise nicht selbst, herrschende gesellschaftliche Verhältnisse, damit verbundene Erziehung und Bildung, beziehungsweise Schulsysteme formen eben diese „echten Männer“, die dann die hohen, roten Zahlen bei Gewalt- und Alkoholismus Studien ausmachen und sich in Thüringen vor Schwarz – Rot – Geil aufs Podest stellen.
Jetzt ist die Erkenntnis, dass wir in einer patriarchalen Machogesellschaft leben zwar keine neue, doch für linke und aufgeschlossene Menschen braucht es trotzdem noch öfter Winke mit dem Zaunpfahl. Zu oft noch herrscht die Annahme, dass Sexismus ein einzelner, für sich bestehender Mechanismus ist. Kapitalismus, Religion und auch Maskulinität im Allgemeinen haben allerdings sehr viel damit zu tun, dass Frauen und auch den LGBT* – Personen in unserer Gesellschaft nach wie vor massiv unterdrückt werden. Dieselben Väter und Mütter, die ihren Söhnen maskuline Ideale anerziehen, achten sehr genau darauf wie viel Haut bei ihren Töchtern zu sehen ist, sie wüssten ja „wie Männer sind“, stimmt ja auch, sie reproduzieren sie schließlich, so wird hegemoniale Männlichkeit geschaffen.
Damit soll gesagt sein, dass ein ehrlicher und vor allem aber auch sinnvoller Kampf gegen Sexismus, Homophobie und sonstige Hassvorstellungen nur funktionieren kann, wenn wir das Idol „Mann“ bekämpfen, wenn wir die unnatürlichen und sinnlosen Kategorien, in die, die Geschlechter zu passen haben, auflösen und eine geeinte Gesellschaft erkämpfen. Als „starker Mann“ kann jemand viel sein, jedoch kein freier Mensch.