Warum die Syrische Kommunistsiche Jugend hoffnungsvoll ist für die Zukunft
In der britischen Zeitung Morning Star, die der Kommunistischen Partei Britanniens nahe steht, erschien am 21. März 2019 ein Interview mit Khaled Bakdash, Vorsitzender der Studentenunion an der Universität Damaskus und Sekretär des Büros für internationale Angelgenheiten der Syrische Kommunistischen Jugendunion. Das Original kann hier in englischer Sprache nachgelesen werden: https://morningstaronline.co.uk/article/f/why-syrian-communist-youth-are-optimistic-about-future
Jack Trustam: In Britannien haben die Menschen maximal eine vage Vorstellung vom Krieg in Syrien, wenngleich viele von uns genug Hausverstand haben den Mainstream-Medien zu Misstrauen und es offensichtlich ist, dass hier eine Fehldarstellung imperialistische Interessen stattfindet. Kannst du uns einen kurzen Überblick über den Krieg in Syrien geben?
Khaled Bakdash: Selbstverständlich. Zum ersten, der Angriff auf Syrien erfolgte wegen der natürlichen Ressourcen. Syrien hat die drittgrößte natürliche Gasreserve and hat sich den Versuchen des Baues von Gas- und Ölpipelines vom persischen Golf – genauer Katar – nach Europa widersetzt, was Russland als den Hauptanbieter in Europa gefährden würde. Syrien ist heutzutage der einzige Staat, der der imperialistischen Expansion trotzt. Syrien war ein Pfeiler der Unterstützung für den Widerstand im Irak, Libanon und Palästina. Reaktionäre Regime wie Saudi Arabien, Qatar und Jordanien sehen dies als unverzeihbar an. Syriens Krieg unterscheidet sich vom Irak- und Afghanistankrieg, die sehr teuer und unerfolgreich waren. Ausgehend von der Regierung Obama wurden Kriege indirekter fortgeführt, bspw. in Form des „Arabischen Frühlings“ in Libyen, oder der „Bunten Revolutionen“ in Osteuropa, aber zugleich modernisiert.
Der Krieg hatte insgesamt vier Stufen
2011 bis 2012 bestand er aus Demonstrationen und Medienmanipulation, insbesondere regionaler, durch Al Jazeera und BBC.
Ab 2012 begannen die terroristischen Attacken mit Kidnapping und Morden an WissenschaftlerInnen sowie Massakern in Dörfern.
2013 kamen erste ausländische KämpferInnen nach Syrien. Zur Höchstzeit hatten diese Jihadisten 70-80% des syrischen Territoriums – exklusive der Städte – unter ihrer Kontrolle.
2014 haben unter dem Vorwand Terrorismus zu bekämpfen die direkten imperialistischen Interventionen begonnen – irgendwie haben sie es geschafft den IS zu bekämpfen ohne ihm wirklich zu schaden.
2015 veränderte sich die Situation durch die russische Intervention auf Bitten der syrischen Regierung.
Die RussInnen haben sich aus verschiedenen Gründen eingebracht. Sie haben den potentiellen ökonomischen Schaden der durch die Pipeline vom Golf durch Syrien ebenso wie durch das syrische Gas erkannt. Sie erhoffen sich ihren regionalen Einfluss zu erhöhen, inklusive ihrer Flottenbasis in Syrien, was insbesondere durch den Verlust ihrer osteuropäischen Verbündeten wie der Ukraine wichtig erscheint. Außerdem haben sie Angst vor rückkehrenden Jihadisten, die im Krieg in Syrien Freunde und Erfahrungen dazugewonnen haben.
Heute, im Jahr 2019, kontrolliert die Regierung mehr als 70 Prozent des syrischen Territoriums. Dennoch verschlimmert sich die soziale und ökonomische Situation des Landes, da aufgrund der neoliberalen Politik die Währung nur ein Zehntel ihres vorherigen Wertes beträgt. Die Syrische Kommunistische Partei steht an vorderster Front des Protestes gegen Probleme, wie etwa die Kapitalflucht in Höhe von 180 Billionen Dollar, was, wie die Regierung uns sagte, „respektiert werden muss“.
Das Hauptziel besteht jetzt darin, Syrien zu befreien und die Einheit wiederherzustellen, sowie die Rechte und Bedingungen für das Volk zu verbessern. Wenn die Rechte und Bedingungen für das Volk sich verbessert haben, dann wird die Armee, die aus ihren Kindern besteht, besser im Kampf gegen die Invasoren ausgestattet sein.
JT: Könntest du uns mehr über die Rolle der Syrischen Kommunistischen Partei in dieser schwierigen Situation erzählen?
KB: Seit den 1950er-Jahren, haben KommunistInnen gemeinsam mit fortschrittlichen Parteien an Koalitionsregierungen teilgenommen, selbst als die Ba’ath Partei noch nicht an der Macht war. Historisch gesehen, haben wir immer die antiimperialistische Regierungslinie vertreten, während wir gleichzeitig kritisch geblieben sind. Wir stellen einen Minister, haben Parlamentsabgeordnete und Gemeinderäte. Als Aleppo belagert war und der Nordosten Syriens vom IS eingekreist war, war unsere Zeitung, waren unsere Meldungen, die einzigen, welche die Menschen in diesen Gebieten erreichten. Wir haben viele Demonstrationen abgehalten, darunter Demonstration gegen die US-Marines, bei der wir die amerikanische Flagge vor ihren Augen verbrannt haben. Natürlich haben wir immer schon viele KurdInnen in der Syrischen Kommunistischen Partei gehabt. Einer unserer historisch bedeutendsten Vorsitzenden, nach dem auch unsere Jugendorganisation benannt ist, war kurdischer Abstammung.
JT: Am Anfang des Krieges in Syrien haben die Medien und viele Menschen von „prodemokratischen Rebellen“ und der „Freien Syrischen Armee“ gesprochen und diese gegen die Assad-Regierung unterstützt. Was würdet ihr diesen Leuten sagen?
KB: Ich würde sie ganz einfach fragen: Wo ist die FSA jetzt? Sie wurden von terroristischen Gruppierungen aufgefressen. Die Medien haben sie größer dargestellt, als sie waren. Sie waren mit jihadistischen Organisationen wie der Al-Nusra Front und dem ISIS verbündet. Tatsächlich waren sie letzterem sehr eng verbunden, weil es keine einzige politische Differenz zwischen ihnen gab.
JT: Die Rüstungsindustrie gehört zu Großbritanniens wichtigsten Industrien. Die Rüstungsunternehmen und die britische Regierung sind verantwortlich dafür, Bomben in Kriegsgebieten wie dem Jemen oder Syrien zu schicken. Was würden sie den Leuten sagen, die an diesem tödlichen Handel beteiligt sind?
KB: Selbstverständlich glaube ich nicht, dass die ArbeiterInnen dieser Industrie verantwortlich dafür sind. Aber ich glaube, dass die Leute, die darin involviert sind, die Macht haben, etwas dagegen zu tun. Tatsache ist, dass Waffen aus britischer Produktion für die Tötung vieler unschuldiger Menschen, Frauen und Kinder in einem ungerechten Konflikt eingesetzt werden.
JT: Was denken sie über der Rolle, die Großbritannien in Syrien gespielt hat, besonders weil Berichten zufolge, britische Spezialeinheiten auf syrischem Boden sind und die „Weißhelme“ von einer britischen Söldneragentur gebildet wurden?
KB: Die britischen Herrschenden gehören zu den klügsten und gerissensten Imperialisten. Sie sind gleich nach den Vereinigten Staaten zu nennen. Historisch betrachtet haben sie eine große Rolle bei der Bildung der Muslimbrüder in Ägypten, sowie starker Nachrichtendienste und Spezialeinheiten gespielt. Ich glaube, dass Parlament sollte die Anwesenheit britischer SoldatInnen in Syrien untersuchen. Was tun sie dort und was ist ihre Agenda? Dient sie den Interessen des britischen Volkes oder den Interessen der USA?
JT: Zum Schluss, sind sie positiv gestimmt, was die Zukunft Syriens angeht?
Eine der größten Herausforderungen in der aktuellen Situation wird sein, dass die Türkei und Israel versuchen werden, etwas vorzuweisen, wenn sie aus dem Krieg austreten, wie Gebietsgewinne oder ähnliches – aber alles in allem, bin ich sehr positiv gestimmt, was den Wiederaufbau und die Rückkehr unseres Landes und unseres Volkes zu alter Stärke angeht.