Du warst bei der Leiharbeiterfirma EasyStaff angestellt, kannst du kurz skizzieren was dein Aufgabenbereich bei diesem Einsatzes sein sollte und wie es dazu kam, dass eine Leiharbeitsfirma mit der Massentestung beauftragt wurde?
Meines Wissens nach ist Easystaff bei den Massentestungen das unterste Glied einer Outsourcing Kette. Das Land Oberösterreich in diesem Fall beauftragte die Firma Novogenia, welche in weiterer Folge die Firma WEMS Consulting, Trading & Service GmbH beauftragt hat. Diese wiederum gab den Auftrag weiter an Easystaff für die Bereitstellung des Personals.
Unser Arbeitsauftrag für mich in diesem Fall war die Durchführung eines Nasenabstriches und die Auswertungen der Antigen Schnelltests bei den Massenteststationen. Man arbeitet hier normalerweise in Zweierteams, wobei eine Person die Registratur durchführt und die andere die Covid-19 Tests im Schutzanzug.
Insgesamt gab in ganz Oberösterreich 5 Standorte: Linz, Ried im Innkreis, Vöcklabruck und Bad Leonfelden und Schlierbach.
Was waren die konkreten Probleme vor Ort und was habt ihr dagegen versucht zu Unternehmen?
Das eindeutige Hauptproblem war der vorherrschende Personalmangel und das Fehlen eines Verantwortlichen vor Ort.
Bereits am Tag wo wir jeweils zu den Massenteststationen war uns klar, dass sehr wenig vorgeplant wurde. Keiner von Easystaff oder WEMS konnte uns sagen mit wie vielen Menschen gerechnet wird. Das war das Erschreckendste. Hier muss man dazusagen, dass es genau an diesem Tag massive Serverprobleme gab, da der Ansturm so groß war, dass die Server überlastet waren und alle 500 Termine mit Voranmeldung pro Tag welche vergeben werden pro Standort, bis inklusive 26.12. ausgebucht waren.
Man wusste also, dass mindestens 500 Personen pro Standort kommen werden, wobei diejenigen ohne Voranmeldung gar nicht mit einberechnet waren. Uns wurde davon nichts gesagt. Wir waren allein (an den meisten Standorten außer Linz waren 4 Personen eingeteilt für die ersten 2 Tage), und ohne jegliche Vorbereitung für den logistischen und organisatorischen Aufbau der Massenteststationen verantwortlich. Am Standort Bad Leonfelden waren zum Beispiel 5 Mitarbeiter für 209.000 Einwohner.
Dies hatte zur Folge, dass wir die ersten 2 Tage ohne Pause 10 Stunden durcharbeiten mussten da der Andrang so groß war. Es gingen sich nicht einmal Trinkpausen aus. Wir mussten uns um alles kümmern, die Testungen, das Einweisen der Leute, und sogar Personen welche ohnmächtig wurden da die Wartezeiten so lange waren. Dies war der Fall für alle Teststationen in Oberösterreich außer Linz in den ersten Tagen. Dies war eine unglaublich anstrengende Arbeit, im Schutzanzug so lange ohne Pause zu arbeiten. In der Whatsapp Gruppe von Easystaff beschwerten sich aus allen Standpunkten die Mitarbeiter über die unmenschlichen Arbeitsbedingungen.
Es wurde uns zugesichert, dass ein Verantwortlicher vor Ort sein würde und wir mehr Personal bekommen würden, dies geschah aber erst 2 Tage später. Es wurde uns auch eine finanzielle Kompensation versprochen, welche aber bis dato nicht erfolgt ist. Stattdessen wurden Mitarbeiter, die sich beschwert haben unter verschiedenen Vorwänden abgezogen und neue Mitarbeiter an die Standorte geschickt, welche die Vorgeschichte nicht kannten. Es wurde sogar eine Person nach Hause geschickt, weil sie einen freien Tag verlangt hat, mit der Begründung, die meisten Mitarbeiter hätten 2 Wochen durchgehend gearbeitet.
Wir als Tester bekamen für diese Tätigkeit 15€ Brutto, das Registraturpersonal nur 13€ Brutto, was wir sehr ungerecht fanden.
Zum Vergleich, das Rote Kreuz in etwa, betreibt jede Station zu 4., wobei die Mitarbeiter 20€ in der Stunde verdienen, ohne dass selbe Ausmaß an Tätigkeiten verrichten zu müssen wie wir. Die Verantwortung liegt hierbei beim Diensthabenden Offizier, welcher in dieser Hinsicht auch eine spezielle Ausbildung absolviert hat, um diese Aufgabe logistisch zu meistern. Den Mitarbeitern im Schutzanzug steht zusätzlich nach jeder Stunde Arbeit eine Stunde Pause zu.
Was mich jedoch am meisten schockierte war, dass die privaten Telefonnummern der Mitarbeiter an die Bevölkerung weitergegeben wurden, um nach Testresultaten zu fragen. Hier war niemand von den Arbeitgebern bereit die Verantwortung zu übernehmen. Auch in der Gehaltsfrage wurde die Verantwortung zwischen den Unternehmen hin und her geschoben.
Wie haben deine Führungskräften darauf reagiert?
Es wurde versucht jeden zum Schweigen zu bringen, indem aufgefordert wurde, Posts zu löschen oder indem Mitarbeiter einzeln angerufen worden sind. Diese Gespräche waren jedoch sehr irritierend, da im ersten Moment versucht wurde einen einzuschüchtern und es wurde vermittelt, man solle sich beruhigen, nur um danach leere Versprechungen abzugeben, welche bis Dato nicht eingehalten wurden. Hier spreche ich von einer Kompensation für die unmenschlichen Bedingungen, welchen wir uns aussetzen müssen. Interessant ist auch, das hier oft die Rhetorik verwendet wurde, man hätte hiermit seinem Land und der Gesellschaft einen Dienst erwiesen. Das mag vielleicht sein aber gerecht entlohnt wurden wir dafür nicht.
Einer meiner Kollegen wurde sogar aufgefordert, einen kritischen Kommentar aus der Whatsappgruppe zu löschen.
Habt ihr versucht weitere Schritte zu wagen?
Wir haben mehrere Male versucht die Geschäftsführung zu erreichen beziehungsweise unseren Vorgesetzten. Dieser kommunizierte am Anfang noch viel mit uns und versicherte uns er würde eine Lösung finden. Jetzt wo alles von uns zum Laufen gebracht wurde und die Krise beendet wurde, hören wir jedoch nichts mehr.
Wir kontaktierten auch die AK und das Arbeitsinspektorat, wobei lediglich zweitere uns zugesichert haben einen Mitarbeiter zu entsenden um diese Bedingungen zu überprüfen.