Liebe Genossinnen und Genossen,
es freut mich, dass wir euch im Namen der Kommunistischen Jugend Österreichs hier in Linz begrüßen dürfen.
Es ist für uns als Verband eine besondere Ehre, heuer – erstmalig in Österreich – das Treffen europäischer
kommunistischer Jugendorganisationen ausrichten zu dürfen. Es macht uns natürlich sehr stolz, dass 17
kommunistische Jugendorganisationen aus 13 verschiedenen Ländern unserer Einladung gefolgt sind.
Da vermutlich die wenigsten von euch jemals zuvor in Linz waren, möchte ich vorweg ein paar Worte über die
Stadt, in der wir dieses Wochenende verbringen werden, verlieren: Linz ist mit rund 200.000 Einwohner die
drittgrößte Stadt Österreichs. Die „Stahlstadt“, wie Linz bezugnehmend auf die voest-Stahlwerke, die das Linzer
Stadtbild deutlich prägen, oft genannt wird, ist eine historisch gewachsene Industrie- und Arbeiterstadt. Als im
Februar 1934 die revolutionären Teile der österreichischen ArbeiterInnenbewegung in den Industrieorten die
Waffen gegen den Austrofaschismus erhoben, nahmen diese Kämpfe ihren Ursprung hier in Linz.
Bei unserer heutigen Stadtführung werden wir mit Sicherheit noch mehr zu diesen historischen Kämpfen und
der Geschichte der ArbeiterInnenbewegung hören, aber wir wollen uns in den nächsten beiden Tagen auch und
insbesondere über die Situation der Jugend in unseren Ländern austauschen und versuchen, daraus
Schlussfolgerungen für die kommenden Kämpfe zu ziehen.
Unser Motto für unser Treffen, »Die Revolution verkündet: „Ich war, ich bin, ich werde sein!“. Die Jugend ist die
Zukunft. Die Zukunft ist der Sozialismus.“«, haben wir natürlich keineswegs grundlos gewählt. Als
Kommunistische Jugendorganisationen stehen wir im Kampf gegen das kapitalistische System vor großen
Herausforderungen und insbesondere in Zeiten des Antikommunismus und der zunehmenden Angriffe des
Kapitals müssen wir ideologisch wie auch politisch gegen die verschiedenen Formen der kapitalistischen
Herrschaft gerüstet sein.
Liebe Genossinnen und Genossen, wir leben in Zeiten, in denen sich die zwischenimperialistischen
Widersprüche zuspitzen und die Interessen des Kapitals immer offener zu Tage treten. Ob in Form von
kriegerischen Auseinandersetzungen, neuen Angriffen auf erkämpfte Rechte oder einer immer autoritäreren
Regierungsführung, die Schwäche der ArbeiterInnenklasse einerseits und die Stärke des Kapitals andererseits
führen zu einer immer stärkeren Unterdrückung der Jugend und der werktätigen Schichten. Auch hier in
Österreich.
Obwohl Österreich seit kurzem eine neue Bundesregierung hat und im Herbst Neuwahlen anstehen, wird sich
nichts an den grundsätzlichen Bedingungen ändern, unter denen wir hierzulande zu bestehen haben. Denn die
aktuellen Entwicklungen bedeuten keine Verschiebung der Kräfteverhältnisse zwischen Kapital und
ArbeiterInnenklasse. Es handelt sich lediglich um Verschiebungen der Kräfteverhältnisse zwischen den
Kapitalfraktionen selbst, und zwar international zugunsten einer eindeutigeren Einordnung Österreichs in den
EU- und NATO-Block. Ungeachtet dieser wechselnden politischen Vorzeichen werden sich die sozialen
Probleme in Österreich weiter zuspitzen und die Angriffe der Herrschenden auf die ArbeiterInnenklasse, die
Jugend und das Volk unzweifelhaft weitergeführt werden.
Daraus zeigt sich, dass es uns als junge KommunistInnen nicht darum gehen darf, dass eine bürgerliche
Regierung durch eine andere bürgerliche Regierung ersetzt wird, sondern, dass wir mit aller Anstrengung
darum kämpfen müssen, uns in der Jugend und der ArbeiterInnenklasse weiter zu verankern, stärker und
schlagkräftiger zu werden. Es ist die Aufgabe der revolutionären Jugend, nicht nur hier in Österreich, sondern in
all unseren Ländern, den Kampf für eine lebenswerte Zukunft jenseits kapitalistischer Ausbeutung und
imperialistischer Kriege zu führen.
In diesem Sinne bin ich überzeugt davon, dass wir alle von den uns bevorstehenden Diskussionen und dem
Erfahrungsaustausch an diesem Wochenende profitieren werden und wir viel voneinander lernen können.
Deshalb freue ich mich und wünsche uns allen ein erfolgreiches und gewinnbringendes 15. Treffen der
europäischen kommunistischen Jugendorganisationen.
Für eine Welt des Friedens, der Solidarität und des Sozialismus!
Es lebe der proletarische Internationalismus!

Raffael Schöberl, Bundesvorsitzender der Kommunistischen Jugend Österreich