Johann Koplenig – vom Knittelfelder Schustergesellen zum kommunistischen Vizekanzler. Heute, an seinem 130. Geburtstag, erinnern wir uns an eine große Persönlichkeit: Johann Koplenig, wurde am 15. Mai vor 130 Jahren geboren in Kärnten geboren. Er konnte nur zwei Jahre die Volksschule besuchen und wurde Schuster. Als Geselle ging er auf Wanderschaft und kam so mit der ArbeiterInnenbewegung in Kontakt. 1909 trat er der Sozialdemokratischen Partei bei. In Judenburg organisierte er Streiks der SchuharbeiterInnen, verlor seine Arbeit und ging nach Knittelfeld. Dort gehörte er zu den Gründern der sozialistischen Jugendorganisation.
Gleich zu Beginn des ersten Weltkrieges wurde er eingezogen. Er kam an die Ostfront, wurde verwundet und geriet im Herbst 1915 in russische Kriegsgefangenschaft. Unter dem Eindruck seiner Erfahrungen im Krieg und der russischen Revolution wurde Johann Koplenig Kommunist.
Nach seiner Rückkehr nach Knittelfeld wurde ihm die Funktion eines Wahlsekretärs für die SP angeboten. Er lehnte ab und blieb Kommunist. Er bekam Arbeit im Gemeindewirtschaftsamt. Die örtliche SP-Führung hoffte, Koplenig „würde es sich noch überlegen“. Doch er blieb seiner Überzeugung treu und ging daran, die KPÖ in Knittelfeld aufzubauen. Er organisierte eine Wahlversammlung – diese wurde von SP-Funktionären gestürmt. Dabei verschwanden die Stimmzettel für die KPÖ – damals musste jede Partei ihre Stimmzettel noch verteilen. Am Tag nach der Wahl wurde Koplenig von der Gemeinde entlassen. Er war danach arbeitslos, seine junge Frau starb.
Im Februar 1921 wurde die KPÖ Knittelfeld unter seiner Führung gegründet, sie hatte 30 Mitglieder. Er organisierte die KPÖ in Obersteiermark, in einigen Industrieorten entstanden starke Organisationen. Die KPÖ Knittelfeld wuchs schnell auf 60 Mitglieder. 1923 wurde Koplenig Landessekretär der KPÖ Steiermark und übersiedelte nach Bruck an der Mur. Noch im selben Jahr wurde er telegrafisch nach Wien bestellt und an die Spitze der Kommunistischen Partei Österreichs gewählt. Er hatte die Aufgabe, die von Fraktionskämpfen geplagte KPÖ wieder handlungsfähig zu machen.
Nach den Februarkämpfen 1934 traten viele enttäuschte SozialdemokratInnen der zu diesem Zeitpunkt schon verbotenen KPÖ bei. Sie wurde schnell zur wichtigsten Kraft im antifaschistischen Widerstandskampf. Koplenig musste Österreich verlassen und organisierte die Arbeit der KPÖ in Österreich von Brünn aus. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen nach Österreich war die KPÖ die einzige Partei, die zum Kampf für ein freies und demokratisches Österreich aufrief. Koplenig führte diesen Kampf von Brünn, dann Paris und später Moskau aus weiter.
Nach der Befreiung Wiens im April 1945 kehrte Koplenig nach Österreich zurück und wurde schließlich Vizekanzler in der provisorischen Regierung. Als solcher unterzeichnete er die Unabhängigkeitserklärung für die KPÖ. Johann Koplenig stand noch bis 1965 an der Spitze der KPÖ. Von den vier Unterzeichnern der österreichischen Unabhängikeitserklärung ist Johann Koplenig der einzige, nach dem bis heute keine Straße und kein Platz in ganz Österreich benannt ist – und das, obwohl es die KPÖ war, die die größten Opfer im antifaschistischen Widerstand gebracht hatte und die wichtigste Kraft im Kampf für ein freies, demokratisches Österreich war.
130. Geburtstag von Johann Koplenig
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