Schwerst vernachlässigt wenn es ums sachliche Kritisieren geht sind seit vielen Jahren die Grünen. Als Liebkind von Journalisten etwa von ORF oder Standard aber auch SPÖ-nahen Vorzeigeintellektuellen wie wie Robert Misik und Robert Menasse hat Glawischniks Truppe im Regelfall überhaupt keine Not, sich für ihre obskuren Vorstellungen und weltfremden Forderungen zu rechtfertigen. Kommt doch Kritik an diesen fast ausschließlich von programmatisch schwer ernst zu nehmenden Parteien am rechten Rand, oft auch noch von den besonders unqualifizierten Hinterbänklerinnen und –bänkler derselben.

Ein Missstand, den es zu beheben gilt, umsomehr als es die Wiener Landespartei unter Maria Vassilakou nach einem miserablen Wahlergebnis nun endlich an die gutgefüllten Futtertröge der Macht geschafft hat. Und wie es jemand, der als Juniorpartner um eine Regierungsbeteiligung betteln musste, eben so tut, vergaß die Vorzeigegrüne sogleich ihre Versprechungen von vor der Wahl. Besonders leicht zu vergessen scheint ihr ein notarisch beglaubigtes (!) Abkommen mit den Wiener Oppositionsparteien gefallen zu sein, wonach das Wahlrecht in der Bundeshauptstatt endlich an so etwas wie eine bürgerlich­demokratische Realität herangeführt werden soll.

Stattdessen wurde der Heizkostenzuschuss, der ausschließlich bedürftigen Familien zugute komt, halbiert. Visionäre und inhaltslose Slogans wie „Schulsystem umkrempeln“ versandeten wie vorherzusehen war in der koalitionären Realität. Nun liegt es aber ohnehin an der erfahrenen Systempartei SPÖ, den weiteren Kurs vorzugeben. Die Grünen wurden mit einem Stadtratsposten und den damit verbundenen bequemen Versorgungsjobs für auf dem arbeitsmarkt schwer vermittelbare Parteifreunde abgespeist. In dieser doch relativ bedeutungslosen Rolle fühlen sich die einst so wahnsinnig aufmüpfigen Grünen offensichtlich besonders wohl, solange in der Regierungsvereinbarung nur von einer Reduktion des Autoverkehrs um 30 Prozent die Rede ist.

Nachdem den Sozialdemokraten die Einführung günstiger Öffitickets viel zu teuer war (und Vassilakou auch nicht weiter darauf bestanden hat) und ein komplettes Fahrverbot jeweils von Spätherbst bis Jahresende nicht gerade wahnsinnig realistisch erscheint, bleibt zur Umsetzung dieses Ziels, sofern dies tatsächlich angegangen werden soll, als einzige Option die weitere Senkung des Lebensstandards jener, die sich gerade noch ein Auto leisten können. Und das scheint ohnehin die einzige ernsthaft angegangene Maßnahme zum Klimaschutz in Österreich zu sein. Was sich sonst noch alles mit dem Gewissen der Ökos vereinbaren lässt, haben sieben Jahre Rot­Grün in Deutschland bewiesen: Sozialkahlschlag, 1­Euro­Jobs und militärischer Aggressionskurs. Davon ist Maria Vassilakou derzeit aber glücklicherweise noch weit entfernt.