GW-logoIn Stellenausschreibungen werden Karrierechancen und Top-Ausbildung für Lehrlinge versprochen. Es wirkt fast so, als würden wir in einem Wunderland leben, wo Honig auf den Bäumen wächst. Die Realität sieht aber anders aus: Lehrlinge und junge ArbeiterInnen verdienen schlecht, werden als Hilfskräfte oder JausenträgerInnen eingesetzt, finden kaum einen Job und leiden unter immer wahnsinnigeren Arbeitsbedingungen.

Lehrstellenmangel, Hungerlohn und Ausbildungsmisere

Während wir immer vom Mangel an FacharbeiterInnen hören, bleibt für tausende junge Menschen die Suche nach einem Ausbildungsplatz ohne Erfolg. Anfang 2014 wollten 2.000 Jugendliche ins Arbeitsleben einsteigen, konnten aber nicht, weil es keine Lehrstellen gab. Das verwundert nicht. Denn heute bilden mehr als 6.000 Betriebe weniger Lehrlinge aus als noch vor fünf Jahren.

Die Bezahlung von Lehrlingen kommt in vielen Fällen nicht mal annähernd an die Armutsgrenze ran. Dafür dass Lehrlinge nichts mitentscheiden dürfen, oft zum Boden-Aufwischen eingesetzt werden und sich alles gefallen lassen müssen, werden sie mit ein paar Almosen abgespeist, von denen ein unabhängiges und selbstständiges Leben nicht möglich ist. Und als ob das nicht noch reichen würde, kommen dann in einigen Bereichen noch Internatskosten für die Berufsschule dazu.

Arbeitslosigkeit

In Österreich stehen wir vor der höchsten Arbeitslosigkeit seit 1945. Ende Februar 2014 waren 357.000 Menschen in Österreich arbeitslos gemeldet. Dazu kommen 84.000 Personen, die in den Statistiken zur Arbeitslosigkeit verschwinden, weil sie sich in – oftmals ohnehin nutzlosen – Schulungen befinden. In Summe ergibt das die zum Himmel stinkende und untragbare Zahl von 441.000 Menschen, die trotz Erwerbsfähigkeit auf Arbeitslosengeld oder Mindestsicherung angewiesen sind, um überhaupt überleben zu können.

Seit Beginn der kapitalistischen Krise 2008 hören wir tagein, tagaus, dass es wieder bergauf geht mit „unserer“ Wirtschaft. Eine halbe Million ÖsterreicherInnen, die in die Arbeitslosigkeit gedrängt wurden, ein Belastungspaket nach dem nächsten und die Milliarden zur Rettung von maroden Banken, sprechen eine andere Sprache.

Arm trotz Arbeit

Mehr als 1,2 Millionen Menschen in Österreich sind arm oder armutsgefährdet, Tendenz steigend. Und das in einem der reichsten Länder der Welt! Armutsgefährdet sind die, die weniger als 1090 Euro pro Monat haben. Viele Beschäftigte träumen aber sogar noch von diesem mickrigen Einkommen. Statt Vollzeitarbeitsplätzen wuchern Teilzeitverhältnisse wie Schwammerl auf dem Misthaufen einer arbeiterfeindlichen Politik. Sie müssen sich mit unsichereren Jobs oder als Generation Praktikum für ein Taschengeld durchschlagen und überlegen zum Monatsende „Essen oder heizen?“

Es wundert leider wenig, dass 426.000 Menschen in manifester Armut leben. Dass heißt, dass die grundlegenden Bedürfnisse nicht gedeckt werden können. Und alleine in Wien können im Winter weit über 100.000 Menschen ihre Wohnung nicht heizen.

Für starke Gewerkschaften!

Manche Gewerkschaftsspitzen oder BetriebsrätInnen spielen bei diesem bösen Spiel auch noch mit. Sie lassen sich von der Wirtschaft einlullen und vertreten nur mehr die Interessen der Chefs. Sie stimmen Kündigungen und Standortschließungen zu und sagen uns: „Da können wir nichts machen.“ Lohnerhöhungen, die nicht mehr als ein paar Zerquetschte sind, werden dann gefeiert, als wäre das ein Riesenerfolg.

Wir wollen uns all das nicht gefallen lassen. Wir akzeptieren nicht, dass wir für einen Hungerlohn ausgebeutet werden und dafür noch dankbar sein sollen.

Wir wollen, dass Gewerkschaften wieder die Rolle einnehmen, die sie einmal hatten: eine kämpferische! Der Achtstundentag wurde erkämpft, nicht erbettelt. Das Verbot von Kinderarbeit wurde erkämpft, nicht erbettelt. Kein Chef wird uns etwas schenken, nur wenn wir ArbeiterInnen Druck machen, können wir Verbesserungen erreichen.